Stillen ist Liebe

Ich stille unheimlich gerne. Ich habe mein erstes Kind sogar sehr lange gestillt.

Ganze 23 Monate habe ich mein erstes Kind – meinen Sohn gestillt. Und wäre es nach mir und meinem Sohn gegangen, würde ich ihn jetzt sicher immer noch stillen.

Glaube ich zumindest. Denn ich musste letztes Jahr im April aufhören zu stillen, weil mein Körper nicht mehr konnte. Eine Kinderkrankheit – eine Mittelohrentzündung – hatte mich flachgelegt. Und da die Antibiotika nach einer Woche immer noch nicht halfen, wurde auf eine andere Art Antibiotika umgestellt. Dann waren es fast zwei Wochen in denen ich Antibiotika nahm und mein HNO Arzt und mein Gynäkologe meinten, dass es nun Zeit sei. Zeit sei aufzuhören. Mit dem Stillen. Denn es war wirklich zu viel für meinen Körper geworden.

Dennoch denke ich oft daran zurück und würde gerne noch länger gestillt haben. Nicht einfach so, sondern um einfach so lange zu Stillen, wie mein Sohn es gebraucht hätte.

Schwanger und stillen

Letztes Jahr bin ich auch wieder schwanger geworden und irgendwie ist es sicher auch gut, dass ich dann nicht mehr gestillt habe. Ja, ich weiß, da scheiden sich die Geister und so sagen einige Ärzte, dass es kein Problem sei schwanger zu sein und zu stillen, während andere Ärzte sagen, es wäre doch zu überlegen. In meinem Fall war es sicher gut, denn für meinen Körper wäre diese Doppelbelastung sicher zu viel geworden.

Ich bin nun bereits wieder seit Ende Februar Milchstation und stille. Das ist einfach nur herrlich, denn das Stillen war und ist für mich immer etwas besonderes. Es entspannt mich ungemein und ich glaube auch stark daran, dass es gut ist für mein Kind und meine Kinder generell.

Die WHO, zum Beispiel, empfiehlt ja auch sechs Monate ausschliessliches Stillen und dann idealerweise noch weiterzustillen bis das Kind zwei Jahre alt ist. Das habe ich nun beim ersten Kind geschafft und mal sehen wie die kleine Kaiserin dazu steht. Aktuell ist sie jedoch noch sehr happy mit der Brust.

Letzte Woche war ich grad bei einem Arzt und er meinte sogar, dass es gar keine wissenschaftlichen Belege gibt, ob das Stillen über den sechsten Monaten hinaus überhaupt sinnvoll für das Kind und dessen Immunsystem ist. Denn in den ersten sechs Monaten bekommt das Kind ja die Antikörper der Mutter über die Muttermilch und ist damit auch gewappnet, um ordinären Erkältungen und anderen Krankheiten gegenüber gestärkt zu sein. Der Arzt meinte auch zu mir, wieso ich so lange gestillt habe. Also bei meinem ersten „damit sie selbst entspannter sind oder das Kind?“ hatte er noch gefragt. Und irgendwie hat mich dieser Satz zum Nachdenken gebracht. Ich weiss es eigentlich gar nicht, denn ich habe nach Gefühl und Bedarf gestillt. Ich habe sozusagen keine Pflicht im Stillen, sondern das Stillen als etwas Besonderes und Einzigartiges gesehen.

Letzte Woche hatten wir auch noch die U5 der kleinen Kaiserin und wer mir bereits auf Instagram in den Stories gefolgt ist, wird mitbekommen haben, dass es für mich mal wieder nicht so einfach war. Nicht das Impfen ist ein Thema, denn ich bin Team „pro impfen“, sondern das Thema Essen. Und Essen ist ja irgendwie auch Stillen. Der Arzt meinte nur, dass die Kleine zu leicht für ihr Alter sei und zu klein sowieso. Dann wurde in das U-Heft eingetragen „Gewicht!“. Das Ausrufunsgzeichen hat mich am meisten irritiert. Denn ich kam mir auf einmal vor wie in der Schule. Und nun hatte ich einen Eintrag ins Muttiheft bekommen – oh je.

Aber mal ehrlich, dass Thema Essen und Beikost einführen, war auch bei Junior anfangs merkwürdig. Die Kinderärztin – damals noch in der Schweiz – meinte, dass wir doch nach sechs Monaten mit der Beikost und Brei anfangen sollten. Das klappte natürlich nicht von Anfang an und hat effektiv zwei Monate gedauert bis Junior wirklich mal einen Löffel gegessen hat. Später habe ich dann etliche andere Frauen kennengelernt, die mir sagten, dass sie ihr Kind noch volle zwölf Monate gestillt haben. Da war sie also wieder die Verunsicherung. Denn für mich war das Stillen schön und ich habe nie verstanden, wenn Freundinnen mit Kindern meinten „er wird sich schon melden, wenn er Interesse hat“. Rückblickend weiß ich, er hatte einfach noch kein Interesse am Essen. Er wollte mit sechs Monaten nichts essen, keinen Brei, kein Babyled Weaning und auch keine andere Form. Er war happy mit der Brust.

Jetzt also das zweite Kind und ich bin schon wieder verunsichert. Junior ist ja nun grad mal drei Jahre alt, aber die Erkenntnisse ändern sich ja Jahr für Jahr oder Monat für Monat. Denn heutzutage (wie sich das eigentlich anhört, da denke ich glatt, ich hätte vor zehn Jahren mein letztes Kind bekommen) ist man der Meinung, dass man bereits mit vier Monaten mit dem Brei anfangen soll. Mh, komisch, denn vor drei Jahren sah das ja noch anders aus. Mich wundert das nicht nur, mich verunsichert das. Wieso? Weiss ich leider nicht. Vielleicht weil meine Kinder kein Interesse am Essen zeigen.

Dann waren wir noch bei meinen Eltern in Berlin und dort gab es dann für die Kleine ein bisschen Banane – sie hat es geschluckt und sich nicht verschluckt. Effektiv hat sie sicherlich nur 10 Gramm gegessen, aber es war ein schöner Moment. Meine Mama meinte auch: klasse, dass sie alles so gut runterbekommt und gar nicht rausdrückt.

Und dann dieser merkwürdige Kommentar vom Kinderarzt.

Für mich stellt sich nämlich immer die Frage: wenn die meisten Kinder in dem Alter einfach schwerer und größer sind, dass heißt es doch nicht, dass mein Kind zu leicht ist. Denn ist Deutschland nicht mittlerweile auch das Land mit den „fettesten“ Menschen in der EU. Oder politisch korrekt formuliert: sind die Menschen in Deutschland nicht tendeziell viel zu übergewichtig? Wenn dann die Perzentilen und Gewichtskurven an diesen Kindern und Menschen ausgemacht werden, dann ist doch mein „normalgewichtiges“ (wenn es überhaupt ein normales Gewicht gibt) Kind nicht zu leicht, sondern die anderen zu schwer. Also Fragen über Fragen.

Beruhigt hat mich am Wochenende dann ein Kommentar einer Freundin mit Kindern, die meinte „es ist doch auch Bei-Kost und nicht Anstatt-Kost“. Somit kann man je nach Gusto mit fünf oder sogar vier Monaten anfangen Brei zu geben, aber nicht die Muttermilch ersetzen.

Stillen als Belastungen

Vor ein paar Wochen habe ich mit dem Rückbildungsyoga angefangen und habe mich dort mit einigen Frauen unterhalten. Ja, irgendwie ist so ein Rückbildungskurs auch ein Ort an dem sich Mütter treffen und in Kontakt kommen. Man tauscht sich aus und teilt Erfahrungen.

Irgendwie schwingt auch immer ein wenig Vergleich mit, denn es gibt sie immer noch: die Mütter, die zeigen und erzählen wollen, was ihr Baby alles schon kann und wie sehr außerhalb und vor allem oberhalb der Norm ist.
Vergleiche sind ja omnipräsent und sicher nickt nur ein Mütterthema.

Nun saß neben mir eine stolze Mama mit ihrem ersten Kind. Auch ein Mädchen, die bereits knapp sechs Wochen älter als unsere kleine Kaiserin ist. Und sie sagt stolz: wir haben es also geschafft, vor knapp vier Wochen habe ich abgestillt. Ich rechnete im Kopf nach: ahah, also mit drei Monaten abgestillt. Sie wusste nicht, dass sie neben mir einer absoluten pro-Stillen Mutter sitzt, aber irgendwie hat mich das auch zum Denken gebracht. Wieso fand ich sie gleich unsympathisch? Denn ich empfand und empfinde es auch jetzt noch als nichts Gutes und eher Negatives, dass man sein Kind so früh abstillt. Als sie mir dies sagte, schwang auch wenig stolz mit. Und ich kam nicht darum mich zu fragen, ob es für einige Frauen nicht sogar ein Wettkampf ist. Ein Wettkampf im Abstillen. Das Baby ist dann ja quasi selbstständig. Essen kann es alleine und trinken sowieso und irgendwie ist man stolz darauf. Mir tat es leid, dass dieses Mädchen nicht länger gestillt werden durfte. Wieso tat es mir leid? Ich fragte die Mama neben mir auch, ob sie wieder arbeiten geht. Aber nein, meinte sie, sie geht erst wieder arbeiten, wenn die Kleine ein Jahr alt. Also lag es nicht daran, dass sie Abstillen musste, sondern es wollte. Und es auch gut fand.

Ich finde es immer noch komisch. Vielleicht findet sie es auch komisch, wenn ein Baby an ihrer Brust trinkt. Das Gefühl an sich ist ja anders. Es hat nichts Sexuelles an sich. Es ist für mich das Natürlichste der Welt zu stillen. Ich bin da auch recht freizügig und nutze keine Stilltücher oder Stillkleidung. Nun sind wir ja ab Mittwoch in den USA und ich mal echt gespannt, wie die Amis dann abgehen, wenn ich die kleine Kaiserin dann anlege. Ich werde also berichten.

Ein weiterer Gedanke, den ich letztlich in Bezug auf das Stillen hatte: es ist eine Belastung. Viele Frauen fühlen sich sicher eingeengt. In ihrer Selbst. Das Stillen hindert mich auch an vielen Dingen. Ich musste anfangs auf meine Ernährung achten (keine blähenden Nahrungsmittel) und achte auch jetzt noch darauf, was ich esse. Kein Alkohol und sogar kein Sport. Oder eher nur wenig Sport. Frauen, die aktiver sind als ich und joggen gehen, den geht ja auch die Milch zurück. Denn durch die Belastung des Joggens ist die Brust gezwungen abzubauen.

Ist Stillen für Dich eine Belastung oder ein Segen?

#BabyClub

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10 Kommentare Gib deinen ab

  1. hannanamama sagt:

    ich liebe das stillen, nicht nur aus emotionalen gründen, wobei die natürlich auch mitspielen (nähe, Bindung, …) sondern, ehrlich gesagt auch aus praktischen .. Im Gegensatz zu sämtlichem fütterungsbeiwerk, Gläschen, besteck, flaschenwärmer, etc. kann ich meine brüste nicht vergessen :). mittlerweile stille ich nur noch abends bzw. nachts bei der kleinen (10monate) aber das ist mir nach wie vor wichtig und lieb!
    schöner post. danke, dass du deine Gedanken mit uns teilst 🙂
    grüße hanna

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    1. Danke Hanna! Ich wünsche euch noch eine schöne Stillzeit – es ist eine so heilige Zeit, die viel zu schnell vergeht.
      Alles Liebe, Bine

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  2. Für mich und dann übertragen natürlich auf die kleine war es tatsächlich eine Belastung. Das hatte aber viele Gründe. Zum Einen haben sich auch nach drei-vier Monaten keine Glücksgefühle oder sonstigen Wohlfühlgedanken während des Stillens bei mir ergeben, zum anderen war sie ständig Hunger und hat nach dem zweiten Monat wieder stark abgenommen, das Dauerbrüllen dürfen wir nicht vergessen. Ich habe während dem Stillen trotz massig Essen 5kg mehr abgenommen, als ich in der Schwangerschaft zugenommen habe und meine Frauenärztin hat dann die Reißleine gezogen. Mit gesagt, dass ich mich nicht quälen muss. So habe ich es immerhin trotzdem auf vier Monate gebracht, bevor wir zugefüttert haben. Das erste Mal die Flasche nach einer Stillmahlzeit und sie wurde nach 45 Minuten stillen noch komplett leer gepumpt. Danach wollte die Maus gar nicht mehr an die Brust. Für mir das Zeichen, dass ich das richtige gemacht habe. Sowie die schnelle Zunahme und sie war endlich zufrieden, hat nicht mehr den ganzen Tag gebrüllt, hat endlich länger als 10-15 Minuten am Stück die Augen zu gemacht. Ich verstehe ja, dass das Stillen das beste für das Kind ist. Es ist aber nicht immer das Beste, wenn darunter die Mutter leidet und auch, wenn bei uns noch medizinische Gründe mitgespielt haben, beim nächsten Kind würde ich viel eher aufhören, wenn ich merke, dass ich wieder in so ein Loch falle. Denn Tatsache ist eben auch: Eine gestresste Mama hat auch ein gestresstes Kind.

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    1. Liebe Klaudia, Du sagst es. Es ist auch einfach Stress, wenn das Baby dann schreit – ich habe eine Freundin, bei der es ähnlich lief wie bei Dir. Sie hat nun auch ihr zweites Kind und wusste schneller, was Sache ist.
      Schade, dass Du so gestresst warst und trotzdem schön, dass es der Kleinen und Dir nun so gut geht.
      Liebe Grüße nach Darmstadt

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  3. Bine sagt:

    Ach Bine, entspann dich! Du machst das ganz toll!! Manche Kinder sind eben leichter, andere schwerer. So lange sie fit ist und die Fontanelle nicht eingefallen ist, ist alles okay.
    Guck mal, Erwachsene sind doch auch alle unterschiedlich, manche sind größer, manche kleiner, manche dicker, manche dünner. Ärzte sind echt manchmal komisch.
    Ich habe meine beiden Großen auch 22 Monate gestillt und meine Kleine stille ich immer noch, sie ist letzten Monat 3 geworden. Um komische Kommentare kümmere ich mich nicht, da bin ich abgestumpft beim dritten Kind. Ich stille sehr gerne und es ist für mich keine Belastung.
    Brei haben alle drei Kinder verweigert und jeder hat in seinem eigenen Tempo angefangen zu essen. Aber ich weiß, wie schwer es ist, wenn andere Mamas einem erzählen, wie wahnsinnig toll ihre Kinder essen können. Da setzt man sich schon mal unter Druck.
    Viel Spaß in NYC!!

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  4. Mamality sagt:

    Ich kann dir auch nur sagen: Entspann Dich, was die Beikost angeht. Dein Kind wird Dir schon zeigen, wenn es bereit dazu ist. Meiner Meinung nach wird da viel zu viel Druck seitens der Kinderärzte aufgebaut, wo es gar nicht nötig ist. Unserer fand es bei der U5 auch nicht toll, dass Brei verschmäht wurde. Das hat mich dann auch irgendwie gestresst, aber irgendwann habe ich mich entspannt und es gab dann einfach Tischkost. Richtig gegessen wurde erst mit einem Jahr. Dafür eben viel gestillt. Abgestillt hat sich meine Tochter ganz von alleine, da war sie fast 2 und ich im 4. Monat schwanger. Zur U7 hat der Kinderarzt mir übrigens gratuliert, dass ich ja WHO-konform gestillt habe. 😉

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    1. Ja, komisch wie unterschiedlich das ist, oder? Ich fand die Ärzte in der Schweiz wahrscheinlich einfach entspannter.

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  5. Alina sagt:

    Ich mochte es auch sehr gerne, aber es war auch ein guter Weg als sie nach acht Monaten für sich entschieden hat es nicht mehr zu wollen.

    Für mich ist alles okay, so lange es meinem Baby gut geht.
    Liebst Alina

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    1. Ja, Du sagst es. Eine Stillbeziehung muss von beiden Seiten akzeptiert werden.
      Danke liebe Alina

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