Wieso Reformhäuser so sexy sind

Alle wollen immer dieses öko, bio, nachhaltig und besonders naturschonend. Ohne Plastik, ohne Zusätze und ohne jegliche Kunst. Dabei macht Kunst doch so viel Spaß, aber das driftet hier nun ab.

Wieso ist der Trend heutzutage so stark nach nachhaltigem Leben ausgeprägt?

Grad letzte Woche haben wir in der Mediathek eine kleine Doku über ein Dorf in Frankreich gesehen, dass sich durch seine Nachhaltigkeit auszeichnet. Jeder gibt, was er kann. Und dies vor allem auf der Ebene von Lebensmitteln, die er oder sie anbaut oder eben man arbeitet selbst mit.

Irgendwie versuchen alle auf Geld zu verzichten. Es tauchte auch das Wort Superkapitalismus auf…und irgendwie kam ich dann so ins Denken.

Wenn Du mir schon länger folgst, dann weißt Du, dass ich grad im Mai noch in Polen bei meiner Grosstante war. Das ist ein ländliches und wirklich nachhaltiges Dörfchen. Alles wird selbst angebaut und verwertet. Wirklichen Müll gibt es dort nicht. Klar, ist meine Grosstante nun schon 80 Jahre alt und die benachbarten Anwohner dementsprechend auch. Einige gibt es sogar gar nicht mehr, da sie weggezogen sind oder verstorben sind. Die Tiere, die dort gehalten wurden – also nicht auf dem Hof meiner Grosstante, sondern bei den Nachbarn – gibt es nicht mehr. Es ist ruhiger und ländlicher geworden. Auch, weil die Kinder und Enkelkinder nicht mehr da sind. Oder nicht mehr so oft.

Und irgendwie ist es dennoch sehr urig und vor allem nachhaltig. Wirklich öko, bio, wenn man so will.

Wenn ich dann also diese Reportage so sehe und mitbekomme, wie junge Leute – also Leute auch eindeutig in meinem Alter – so etwas nachstellen wollen, dann frage ich mich immer: echt jetzt? Denn wir kommen aus dem Konsum und wünschen uns vielleicht diese Nachhaltigkeit. Dennoch bezweifle ich, dass wir dem gewachsen sind. Die wenigsten Menschen sind dem wirklich gewachsen.

Ja, meine Mama wird jetzt auch lachen, wenn sie diesen Text liest. Denn auch mein Mann hat immer noch den Traum mal auf einem Selbstversorgerhof zu leben. Ein romantischer Traum. Eine idealistischer und weltverbessernder Traum. Aber irgendwie auch fern der Realität. Denn auf einem Hof leben heißt in erster Linie auch harte Arbeit. Arbeit, wie wir das meist gar nicht kennen. Geschweige denn ertragen können.

Angefangen beim frühen Aufstehen bis hin zum eigentlich nie verreisen können und natürlich das „immer arbeiten müssen“. Denn ein Land, ein Huhn ein Hof versorgt sich nicht selbst. Er versorgt allenfalls die Menschen, die damit arbeiten und diesen Hof betreiben. Aber er muss auf jeden Fall umsorgt und versorgt werden. Das Leben auf einem Hof ist etwas Schönes – es gibt viel Natur, es gibt viele Stunden draußen an der frischen Luft. Und irgendwie ist man immer „on fire“. Es gibt quasi immer etwas zu tun.

Sind wir dem wirklich gewachsen? Können wir das?

Ich glaube, wie gesagt, nicht daran.

Ein Bio Super Markt

Bioläden boomen daher auch so sehr, weil sie uns dieses Leben näher bringen können. Auch bei uns ist nun „endlich“ dieser Alnatura, den mein Mann schon sehnsüchtig erwartet hat. Dort gibt es nicht nur alles in Bio, sondern sogar in demeter Qualität und auch regional. Ja, das ist doch klasse und wirklich schön. Ein richtiger Sauper Natur Markt. Und irgendwie auch so, wie ihn jeder sich wünscht. Mit vielen Produkten für wirklich alle Lebensbereiche. Aber perfekt noch immer nicht. Denn da kommt ja auch das Thema Plastik, dass ja nnun schon wirklich überall verissen wird. Zwar ist Plastik auch vegan, aber das will ja keiner lesen oder wissen. Denn Papier wird doch auch aus einem Baum hergestellt und soll nun besser sein. Ja, das wäre auch so eine Sache, die mir ruhig mal jemand beantworten kann. Wieso wird nun immer noch Papier – also zum Beispiel im Supermarkt als Tüte – angeboten. Als ich noch Kind war, da habe ich in meinem Mickey Mouse Heft gelesen, dass Papier ein heiliger Rohstoff ist. Er stammt von Bäumen und Bäume wachsen nun mal nicht so schnell nach, wie wir es dann in Form von Papier verbrauchen. Aber jetzt ist es wieder erlaubt. Wird das dann mit Plastik auch wieder so sein, wenn meine Kinder groß sind? Wird dann wieder Papier verteufelt, weil es doch die Bäume abholzt und irgendwie ja auch das Klima angreift? Wird dann wieder Plastik „in“ oder sogar Alu? Ja, Alutüten – das wäre doch mal was! Ach nee, wahrscheinlich wären Glastüten noch besser – die lassen sich doch gut recyceln. Gewaschen wird ja auch nur mit Wasser und ohne Seife, oder wie?

Reformhäuser und Sexiness

Aber nun zurück zum Thema: was genau macht Bio aus? Ach nee, ich wollte ja über Reformhäuser schreiben…

Reformhäuser sind ja so richtige Omaläden für mich. Als ich noch ein Kind war, kannte ich keine Reformhäuser. Als Vorteenager und Teenager war ich natürlich mitten drin in den 2000ern und absolut „out“ waren Reformhäuser. Immer diese Ökos mit ihren ungeschminkten Gesichtern und selbstgestrickten Klamotten, die irgendwie nur die Farben grün, beige oder weiß waren. Ach nee, schmeichelhaftes Orange, das eigentlich keinem Menschen mit weißer Haut wirklich steht, war auch hoch im Kurs. Immer hochgebundene oder einfach raspelkurze Haare. Dicke Brillengestelle – eigentlich so, wie meine Brille jetzt auch aussieht – waren hoch im Kurs. Ne Jutetüte dabei und irgendwelche Schuhe, die aussahen wie Verschnitte von Kinderschuhen.

Ganz merkwürdig alles.

Wenn ich das aber so schreibe, dann sind wir alle ein bisschen mehr öko geworden, oder? Denn auch ich trage aktuell eine Hornbrille. Jutetüten sind die neuen „Hipstertaschen“ und Birkenstock Schuhe fast auf dem Coolness Niveau wie eine Chanelhandtasche. Alles muss Biobaumwolle sein – zumindest in meinem Kreis der Mamas. Ja, auch ich kaufe so’n Zeug.

Dennoch kaufe ich auch in Reformhäusern und Bioläden. Wieso eigentlich? Vor allem, seit dem ich Mama geworden bin, sind mir Qualität und Nachhaltigkeit sehr wichtig. Wichtig, weil ich damit das Gefühl habe, das ich meinen Kindern etwas Gutes tue. Das Beste quasi. Ich glaube jedoch nicht, dass jemand, der seinem Kind kein Bio oder Öko gönnt, seinem Kind etwas Schlechtes tut, sondern ich finde es einfach nur gut für uns. Ohne Wertung auf andere Leute sozusagen.

Ich fühle mich einfach besser dabei.

Wie stehst Du zu dem Bio- / Ökothema?

#WildWaterWednesday

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