Fragen zum Thema Kindergarten gibt es genügend.
Fragen zum Thema Kindeswohl dahingehend auch – was genau braucht mein Kind und wieso, weshalb, warum?
Wir haben nun nach knapp drei Wochen die Eingewöhnung der kleinen Kaiserin in der Krippe abgeschlossen – sie macht das sehr gut und hat viel Freude an der Krippe.
Auch wenn ich es gut finde, dass sie mit knapp zwei Jahren – Ende Februar wird sie zwei Jahre alt – in die Krippe geht, so bin ich manchmal auch hin- und hergerissen, was genau die „richtige“ Entscheidung ist. Ja, sie fehlt mir schon. Die paar Stunden, die ich ohne sie bin, sind für mich nicht erfüllt von Trauer, dennoch weiß ich auch, dass es ihr gut geht.
Viel wichtiger ist es aber auch, dass es mir gut geht.
Vom Muttersein und Loslassen
Knapp fünf Jahre war ich ausschliesslich mit den Kindern zusammen – zwischendurch gab es mal eine kleine Pause, denn Junior ging auch mit fast zwei Jahren in die Krippe. Doch so sehr ich das Leben als Mama genieße und auch immer die Zeit mit meinen Kindern als wertvoll erachte, habe ich das Gefühl bekommen, dass es auch Zeit wird loszulassen.
Teils durch Druck von außen – man merkt es eben schon, dass man mit einem kleinen Kind, das älter als ein Jahr ist oft als erstes nur darauf angesprochen wird, wann es denn in die KITA geht.
Teils durch die Wahrnehmung, dass das Kind sich auch mit mir langweilt. Ja, ich habe schon so oft von geschrieben, dass es hier bei uns – und das generalisiere ich einfach als „hier in Deutschland“ – oft so ist, dass die Kinder meist mit einem Jahr in die Krippe gegeben werde, weil die Mamas wieder arbeiten gehen und/oder (aber irgendwie auch beides) die Mamas auch oft mit ihren Kindern zu Hause bleiben, sich mit dem Kind in die Höhle verkriechen. Für mich ist es schon seit Anfang an klar gewesen „Kinder brauchen Kinder“, aber doch ist es auch so, dass wir das nicht immer leicht finden andere Kinder im gleichen Alter zu finden, die Zeit haben.
Ja, die Eltern planen das Leben der Kids durch und so bleibt kaum noch Zeit für spontane Verabredungen. Nun muss ich sicherlich auch erwähnen, dass wir nicht von hier sind und somit keine Familie oder Freunde in der Nähe haben. Die Freundschaften baut man sich auf, dennoch ist es als „Zugezogener“ oft so, dass bestehende Freundschaften mehr Wert haben.
Die Zeit mit der kleinen Kaiserin war sehr schön und diese exklusive Zeit allein am Morgen ist unwiederbringlich einzigartig. Dennoch braucht sie die Kinder und ich sehe, wie sie richtig aufblüht. Die Sprache sprudelt nur so aus ihr heraus und sie liebt es mit den anderen Kindern zu sein. Viel wichtiger noch: die Erzieherinnen sind auch genau richtig für sie. Grad kürzlich meinte die Leitung der KITA auch zu mir: die KITA wird immer eine Erweiterung der Familie sein.
Diese Aussage finde ich sehr schön und genau richtig, denn sie bedeutet auch, dass man sich und sein Kind nicht einem „Fremden“ anvertraut, sondern es einfach „in der Familie“ bleibt.
Kindergärten, KITAs und auch Krippen haben es heutzutage auch nicht leicht. Das Geld fehlt an allen Enden und viel beschwerlicher wird der Weg zu einer stabilen KITA oft durch den Erziehermangel. Es gibt einen Mangel – an Erziehern. In ganz Deutschland ist dies ein wichtiges Thema. Passend dazu ist im Januar diesen Jahres (2019) das Gute-Kita-Gesetz in Kraft getreten.

Was steht drin im Gute-Kita-Gesetz?
Am 1. Januar 2019 ist das Gute-KiTa-Gesetz in Kraft getreten. Mit dem Gesetz investiert der Bund insgesamt 5,5 Milliarden Euro bis 2022. Ganz neu dabei: Das Gesetz ist ein Instrumentenkasten, um Kinderbetreuung überall in Deutschland besser zu machen.
Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend
Ein hohes, wichtiges und richtiges Ziel wird angestrebt.
Insgesamt sind es zehn Aspekte, die die Bundesregierung somit durch das Gute-KiTa-Gesetz angehen will:
1. Bedarfsgerechtes Angebot
2. Guter Betreuungsschlüssel
3. Qualifizierte Fachkräfte
4. Starke Kitaleitung
5. Kindgerechte Räume
6. Gesundes Aufwachsen
7. Sprachliche Bildung
8. Starke Kindertagespflege
9. Netzwerke für mehr Qualität
10. Vielfältige pädagogische Arbeit
Wer sich genau mit dem Gute-KiTa-Gesetz beschäftigt, wird merken, dass der Ansatz gut ist. Dennoch ist Ausführung nicht ideal. So ist die lauteste und wichtigste Kritik am Gute-KiTa-Gesetz, dass die Länder frei in ihrer Entscheidung mit dem Umgang des Geldes sind. Dies bedeutet im Klartext – und ich kann dies vor allem für Hessen bestätigen – dass die meisten Länder einfach eine Beitragsfreiheit einführen werden. Das ist schön und gut, dennoch nicht der richtige Weg.
Qualität hat ihren Preis und das Geld sollte also nun diesen Preis bezahlen.
Auch wenn es nicht nur ein Anstoss in die richtige Richtung ist, so kann durch diesen Geld – wenn es in die Qualität und somit die Ausbildung und die Einstellung von Erziehern gesteckt wird – viel mehr Nutzen für die Kinder haben.
Was bringt auch eine Beitragsfreiheit für die Punkte „pädagogische Arbeit“? Es kommen ja somit mehr Kinder in die Kitas und die Anzahl der Erzieher bleibt gleich.
Was bringt die Beitragsfreiheit für den Punkt „vielfältige pädagogische Arbeit“? Die Erzieher brauchen ihre Vorbereitungszeit und ihre Teamsitzungen, um Konzepte und Ideen auszuarbeiten. Diese werden also vermehrt stattfinden, dennoch werden diese Stunden dann als „Überstunden“ angerechnet und somit haben die Erzieher mehr Zeit, die sie vom Kindergarten fehlen.
Was bringt die Beitragsfreiheit für den Punkt „Qualifizierte Fachkräfte“? Wenn es aktuell schon einen Fachkräftemangel gibt, weil der Job unattraktiv und schlecht bezahlt ist, wird es nicht besser, wenn man staatliche Gelder nur in die Beitragsfreiheit steckt. Das hat eher zur Folge, dass auch Zeitarbeitskräfte im Kindergarten aushelfen.
Was bringt die Beitragsfreiheit für den Punkt „Guter Betreuungsschlüssel“? Muss ich dazu noch was sagen? Wo sollen die Pädagogen denn herkommen? An welchem Baum wachsen die denn?
Eine Studie von Bertelsmann zeigt deutlich den Trend über die nächsten drei Jahre und dass die 5,5 Milliarden Euro wirklich „nett“, aber definitiv nicht genug sind.

Keine Prioritäten für Länder festgelegt
Es gibt wieder mehr Kinder und mehr Familien brauchen einen Platz für ihre Kinder (spannend dazu ist der Bildungsbericht, der aufzeigt, dass aktuell 250.000 Kitaplätze fehlen – bis 2025 werden es 300.000 sein).
Die aktuell fehlenden Kitaplätze sind Resultat der fehlenden Erzieher und Erzieherinnen.
Ich muss hier auch ganz klar sagen, dass mir immer wieder auffällt, wie schwierig das Thema KiTa ist. Bei unserer KiTa, die wirklich sehr durchwachsen an Herkunftsländern der Kinder und Haushaltseinkommen der Eltern ist, kann ich klar sagen: es ist nicht fair.
Es ist nicht fair, wie es gehandhabt wird. Die soziale Staffelung, von der ich lange nichts wusste, legt fest wie hoch der Beitrag für die KiTa-Gebühren pro Kind ist. So sind Eltern, die Wohngeld beziehen oder Sozialhilfe mehr entlastet als die Besserverdiener. Dennoch gibt es mit der Bertelsmann Studie auch den Hinweis, dass Eltern mit geringerem Einkommen oft tiefer in die Tasche langen müssen, um die KiTa der Kinder zu bezahlen. So sind armutsgefährdete Familien doppelt so stark von den Kosten der KiTa belastet wie wohlhabende Familien.
Denn was viele vergessen ist, dass die KiTa Kosten noch lange nicht die Gesamtkosten aufzeigen: so kommt noch Essengeld, Geld für Materialien und teilweise auch Geld für Pflegeutensilien (zum Beispiel Windeln) hinzu.
Meiner Meinung nach sollte der nächste Schritt in eine richtige Richtung sein, dass nicht allgemein die KiTa Kosten gesenkt werden, sondern die einkommensschwächeren Familien entlastet werden – wenn überhaupt. Das oberste Ziel aber sollte es sein mehr Erzieher und Erzieherinnen einzustellen, auszubilden und so den gesamten Bildungsbereich der Kitas anzuheben.
Was macht einen Erzieherberuf attraktiv?
Sicherlich muss man ganz klar auch über das Geld reden, denn während die meisten Menschen beim Beruf des Erziehers vorrangig an Frauen Mitte zwanzig denken, so ist der Job auch einfach schlecht bezahlt.
Unattraktiv ist auch das Klischee des Erziehers: den ganzen Tag mit Kindern spielen, wildes Geschrei ertragen und eventuell noch Windeln wechseln. Jeder Beruf ist stressig – so auch der der Erzieherin und des Erziehers, dennoch wird jeder Job auch stressiger, wenn man mit weniger Angestellten die gleiche Arbeit bewältigen muss.
Bei Krippen und Kindergärten wird der Job dann jedoch nicht nur stressig, sondern auch eintönig und wie oben erwähnt „eine Aufbewahrungsstätte für Kinder“.
Ein Kindergarten (und auch eine Krippe) ist jedoch mehr als das – es ist eine Erweiterung der Familie. Liebevoll und auch kindgerecht. Auf Augenhöhe wird dem Kind so die Welt näher gebracht. Sicherlich bin ich kein großer Fan von „Überförderung“ – ja, Förderung kann auch zu viel sein – denn Englisch muss man nicht schon mit eins sprechen können, wenn es nicht die Muttersprache ist. Kinder brauchen jedoch auch einen Anreiz, kleine Projekte und definitiv Zuwendung.
Bei einem Betreuungsschlüssel, der aktuell nicht überall in der Bundesrepublik eingehalten werden kann, kommen oft 12 Kinder auf einen Erzieher. Das mag für Kindergartenkinder angemessen sein, dennoch nicht für Krippenkinder.
Neben monetären Anreizen für den Job des Erziehers sollte meiner Meinung nach auch die Ausbildungszeit vergütet werden – denn jahrelang ohne Geld auskommen ist nicht der richtige Weg, um einen Beruf attraktiv zu machen.
Ich wünsche mir, dass das Thema Kindererziehung auch von politischer Seite ernster genommen wird, als nur durch niedliche Namen wie „Gute-Kita-Gesetz“. Weniger Geld in die Rüstungsindustrie zu stecken und dafür mehr Haushaltsausgaben in den Bildungsbereich und die Umrüstung von Kohle- und Atomenergie auf nachhaltige Energie zu legen, sollten unser Ziel sein.
Sicherlich beurteile ich die Situation auch nicht vollumfassend, denn ich bin kein Experte. Doch ich merke, dass es nicht richtig läuft.
Merkst Du etwas Gutes vom „Gute-Kita-Gesetz“?
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Du bist gegen beitragsfreiheit? Ich kann das schon nachvollziehen, wobei ich denke, dass für Eltern gerade die kindergartenzeit finanziell schwer zu stemmen ist, weil da selten beide Eltern wieder 40 Stunden arbeiten; manchmal sind ja auch noch Baby-Geschwister da. Wir zahlen nur 300€ für die Kinder (450€ mit Essensgeld), ich weiß anderswo ist das mehr, aber auch das ist eine große Belastung.
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Liebe Dresden Mutti, ja, ich bin ganz und gar gegen eine Beitragsfreiheit, denn ich finde, dass dies der falsche Weg in Richtung mehr Qualität, höherer Personalschlüssel und Wohl des Kindes in der Kita ist. Mir ist durchaus bewusst, dass die Beiträge in jedem Bundesland anders sind – und teilweise einfach Wucher wie bei euch. Ich glaube auch, dass die Lösung sein muss, dass Staatsausgaben nicht mehr den Fokus auf Rüstungskosten legen, sondern auf Bildung und mehr Nachhaltigkeit bei sozialen Aspekten (Stichwort: Kita, Schule, Altenpflege). Natürlich weiß ich, dass dies nicht stattfinden wird, dennoch glaube ich mit meiner Stimme – und dies kann jeder – wird sich etwas verändern, denn so kann es nicht weitergehen. Arbeitgeber müssen Arbeitnehmern bei der Kinderbetreuung mehr unter die Arme greifen, der Staat muss bessere Wege für die Zukunft einschlagen und generell gilt es nicht nur die Spitze des Eisbergs zu betrachten.
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Zum Wohl des Kindes gehört allerdings auch eine entspannte Zeit in der Familie. Der KiTa-Beitrag führt aber leider dazu, dass beide Elternteile sehr viel arbeiten müssen, obwohl sie noch so kleine Würmchen haben… Das ist nicht der richtige Weg für eine gesunde Gesellschaft, denke ich. (Obwohl es natürlich gut für die Wirtschaft ist, dass wir alle voll arbeiten.)
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Genau, deswegen sollte es ja so sein, dass der Arbeitgeber mit dazugibt – gerne auch an Zeit. Denn, dass alle Eltern zu viel arbeiten ist sicher unbestritten.
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Wollen Unternehmen dann noch Eltern einstellen? Und sollen sie auch die Kosten für die Schule übernehmen?
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Ja, den genauen Plan habe ich nicht. Dennoch wäre es ähnlich wie bei der Krankenkasse – ach nein: der soliBeitrag. Man könnte ja auch sagen, dass den keiner braucht. Kinderbetreuung hingegen brauchen Eltern schon. Geld, das wenigstens ankommt
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Die Kosten pro Kind liegen ja etwa bei 1000 € (plus/minus). Das wäre schon eine extrem große Last, die teilweise höher liegt als das Gehalt selbst. Das muss man dabei bedenken.
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Welche Kosten meinst Du jetzt?
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Ich meine die Betreuungskosten pro Kind (ohne staatliche Subvention).
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Ach so. Ja, dann siehst Du, dass es zu viel ist. Generell muss da mehr Geld reingesteckt werden, denn der Erziehermangel wird sich durch eine Beitragsfreiheit nicht verändern. Mehr Geld muss in soziales gesteckt werden
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