Endlose Siegel, Auszeichungen, Labels, etc. Alles, um das Thema Öko/Bio besser zu verstehen, ist nicht sofort durchschaubar.
Bevor ich meine Reise vom Projekt „Change is Now“ hier auf dem Blog weiterhin ausführe, zeige ich eine Auflistung und Erklärung der wichtigsten Ökosiegel und Zertifizierungen. Diese Siegel sind für den Kleidungsbereich, denn auch Kleidung kann nachhaltig, ökologisch und schadstoff-, ja sogar plastikfrei sein.
Während meines Besuchs auf der 44. Innatex Mitte Januar habe ich etliche Marken gesehen, die ihre Produkte vorgestellt haben und dabei auch gezeigt haben, wieso sie ein Siegel oder eine Zertifizierung tragen.
Zum Thema Siegel und Zertifizierungen muss jedoch auch erwähnt werden, dass diese nicht automatisch vergeben werden. Es gibt Richtlinien, an die man sich halten sollte, um das Siegel zu beantragen. Ja, beantragen. Und somit sind gleich wieder ganz viele Themen obsolet.
Nun möchte ich die Siegel nicht Kleinreden und auch nicht schlecht machen, sondern uns als Konsumenten darauf hinweisen, dass wir diesen Siegeln auch kritisch gegenüber stehen. Vor allem, wenn es um neue Marken geht – die meist noch nicht so viel Budget für eine Zertifizierung haben – ist das Siegel und/oder die Zertifizierung nicht vorhanden. Das bedeutet nicht, dass es keine ökologische Mode ist.
Auf der anderen Seite beutetet eine Klarheit für den Konsumenten und Verbraucher durch Siegel und Zertifizierungen auch, dass es Siegel und Zertifizierungen gibt, die von den Firmen ausgedacht sind. Jeder darf machen, was er will. Jeder will – zumindest in unserer Wirtschaftsform – auch einfach nur das meiste Geld abstauben. Große Firmen – vor allem große Fast Fashion Firmen – können sich dann sogar ein Siegel und/oder eine Zertifizierung für ihre Kollektionen bauen. So gibt es Ausdrücke wie „Conscious“, „Join Life“, „Commited Collection“ und ähnliche Begriffe, die dem Konsumenten Aufschluss über die angebotene Ware geben sollen. Nicht selten ist es jedoch eher so, dass die meisten Menschen einfach nicht mehr durchblicken und im Wald der Siegel und Zertifizierungen denn Überblick verloren haben.
Top Öko Siegel und Zertifikate
Die folgende Liste der Siegel und Zertifizierungen zeigt eindeutig, woran man ist. Nicht jede Marke trägt diese Wappen mit sich, dennoch erkennt man damit schnell, was es auf sich hat.
Die Liste ist alphabetisch und nicht in einer Wichtung aufgeführt. Zu jedem Siegel werde ich jedoch eine Wichtung abgeben, wie streng die Labels sind. Mehr Infos zum Thema findest Du dann direkt bei den Siegeln/Zertifikaten (der Link dazu ist jeweils beim Siegel/Zertifikat).

Blauer Engel
Den Blauen Engel, den kennt man doch schon lange, denn er ist ein staatliches Umweltlabel. Nun ist es so, dass seit 2011 auch vom Blauen Engel ein Standard für Textilien entwickelt wurde. Abgedeckt werden Natur- und Synthetikfasern. Der hohe Anspruch an Umwelt-, Gesundheits- und Gebrauchseigenschaften ist neben der umfassenden Chemikalienregelung entlang des gesamten Produktionsprozesses sehr wichtig und richtig.
Ein gutes Siegel, dass jedoch mal wieder überarbeitet werden muss, denn seit 2011 hat sich auch der Stand der Dinge verändert und dies sollte dringend angepasst werden.
Hier ist das Siegel zu finden: http://www.blauer-engel.de/de/produktwelt/haushalt-wohnen/textilien
Fazit – Blauer Engel:
Es fehlt neben der Überarbeitung seit 2011 auch weiterhin ein Lizenznehmer und somit gibt es noch keine Produkte aus dem Textilbereich, die mit dem blauen Engel gekennzeichnet sind.

bluesign Standard
Der bluesign Standard ist, wie der Name schon verrät, eine Messlatte für die gesamte Herstellungskette. So wird bereits in der Chemieindustrie geprüft bis hin zu allen Betrieben, die mit der Textilie in Berührung kommen.
Der bluesign Standard ist nicht nur negativ orientiert und hat somit die mit Abstand umfassendste Negativliste, sondern gibt auch über den bluesign „bluefinder“ eine Positivliste preis.
Fazit – bluesign Standard:
Insgesamt ist bluesign ein sehr strenger Standard, der hunderte Chemikalien reguliert und die Grenzwerte regelmäßig anpasst.

Cotton Made in Africa
Ein Standard, der ökologische, soziale und ökonomische Aspekte umfasst. Er wurde entwickelt, um die Lebensbedingungen afrikanischer Kleinbauern zu verbessern und die umweltfreundliche Baumwollproduktion zu fördern.
Fazit – Cotton Made in Africa:
Sicher eine gute Ergänzung zu anderen Siegeln.

Cradle to Cradle
Cradle to Cradle ist ein Designkonzept, das den Kreislaufgedanken in den Vordergrund stellt. So werden dann Produkte ausgezeichnet, die besonders gesundheitlich unbedenklich, umweltsicher und „kreislauffähige“ Materialien verwenden.
Alles ist nochmal in fünf Stufen unterteilt: von Basic über Bronze, Silber und Gold bis zu Platin.
Fazit – Cradle to Cradle:
Das Konzept wurde seit 2014 nicht mehr überarbeitet.

EU – Ecolabel
Ein europäisches Umweltlabel, das eher massentauglich ist und einen mittleren Anspruch hat. In Deutschland sind Textilien mit diesem Label kaum verbreitet.
Mehr zum EU-Ecolabel

Fairtrade
Ein Textilsiegel, das nun die ganze Lieferkette umfasst – der Fokus liegt dabei auf Fairtrade-Zertifizierter Baumwolle. So werden die Arbeitsbedingungen, Arbeitsrechte und Löhne zum Leben bewertet.
Fazit – Fairtrade:
Bisher nur auf einzelne gelabelte Produkte angewandt.

Fair Wear Foundation (FWF)
FWF ist eine Multi-Stakeholder Initiative: NGOs, Gewerkschaften, Wirtschafts- und Handelsverbände kooperieren für bessere Löhne und soziale Bedingungen in Nähfabriken.
Fazit – Fair Wear Foundation:
Das Label findet man unter bestimmten Bedingungen an Kleidungsstücken. Dafür muss das Unternehmen länger als ein Jahr Mitglied bei FWF sein und beim Jahrescheck in die beste Kategorie („A“) eingestuft worden sein.

Global Organic Textile Standard (GOTS)
Ein sehr hohes Niveau bietet der GOTS, der auf Natur- und einige Regenerationsfasern anwendbar ist. GOTS regelt die gesamte textile Wertschöpfungskette (vom Anbau bis zum fertigen Produkt) und lässt alle Verarbeitungsstufen unabhängig zertifizieren. So kommt es zu jährlichen Betriebsinspektionen und einem sehr strengen Chemikalienmanagement.
Fazit – Global Organic Textile Standard (GOTS):
Lediglich der Standard IVN Best hat ein paar weitere Verbote bei den Chemikalien.
Mehr zum Global Organic Textile Standard (GOTS)

Naturtextil IVN best zertifiziert
Aktuell das strengste Siegel am Markt. Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft hat als Ziel das maximal umsetzbare Niveau an Textilökologie zu erreichen. Auch hier wird die gesamte textile Kette (Anbau der Faser bis zum Endprodukt) betrachtet. Die Chemikalien-Grenzwerte orientieren sich am GOTS, wobei der IVN Best noch strenger in Bezug auf Material- und Sozialstandards ist und einige wenige Chemikalien mehr verbietet.
Erklärung: beim IVN Best werden nur Naturfasern zertifiziert, die aus 100% kontrolliert biologischem Anbau stammen – somit sind Regenerat- und Synthetikfasern komplett ausgeschlossen.
Fazit – Naturtextil IVN best:
Mit diesem Standard kann man sagen, dass bestimmte Produkte so gegenwärtig nicht vorstellbar sind.
Öko-Tex Standard 100
Sehr verbreitetes, reines Verbraucherschutzsiegel. Geprüft werden Schadstoffrückstände am Endprodukt.
Fazit – Öko-Tex Standard 100:
Jährlich werden strengere Anforderungen auferlegt, dennoch ist es ein Siegel, das den Nutzen für die Umwelt eher gering darstellt.
Weiterführende Informationen und spannende Hintergrundinformation gibt es auch auf der Webseite von Greenpeace zu lesen.
Und jetzt?
Kopf in den Sand und nicht mal mehr atmen? Nein, denn es ist ja etwas im Gange. Ich persönlich finde es gut zu wissen, was die Zertifikate und Siegel aussagen und kann mich so besser durch den Dschungel kämpfen.
Bei Kleidung, die wir neu kaufen, achte ich ausserdem darauf, dass es aus Baumwolle ist. Bio-Baumwolle. Nicht alles ist so erhältlich und kann so hergestellt werden – man denke an Winterhandschuhe, Sportbekleidung und Strumpfhosen.
Wichtig finde ich auch, dass man sich nochmal genau überlegen sollte, wie oft man seine Kleidung wäscht. Hierbei ziele ich auf das Thema Mikroplastik ab und generell den Umweltaspekt der Waschtemperatur.
Bei den meisten Kleidungsstücken reichen 30 Grad zur Reinigung.
Achtest Du beim Kauf von Textilien auf die Siegel/Zertifikate?
Mehr zum Thema Waschen, Mikroplastik und die Auswirkung unseres alltäglichen Verhaltens folgt nächste Woche auf dem Blog am: