Ist Milch wirklich eine gute Wahl?
Zuerst will ich mich mal diesen Thema, weil ich vor ein paar Monaten den Film „Das Milchsystem“ gesehen habe und mir seither die Frage stelle, wie gesund kann Milch für mich sein. Um schon ein wenig vorwegzunehmen: der Film tendiert eher gegen Kuhmilch und somit ist nicht ganze klar, was ich als Einzelperson mit dieser Empfehlung anfangen soll.
Wie gesund ist Kuhmilch?
Meine Kinder haben als erste Milch – nach meiner Muttermilch – Kuhmilch zu trinken bekommen. Ich selbst trinke auch Kuhmilch – aktuell lediglich zum Kaffee morgens und nachmittags. Dazu kommt noch, dass ich auch gerne Joghurt, Käse und andere Milchprodukte esse.
Doch das soll nun alles gar nicht so gut sein. Zumindest nicht für mich als Erwachsenen? Ich lese und höre von Wachstumsfaktoren, die in der Kuhmilch enthalten sein sollen, die natürlich für Kinder gut sind (sie sollen ja noch wachsen), jedoch für Erwachsene nicht so gut. Denn wachsen bedeute bei Erwachsenen eher das Zellen wachsen und sich vermehren – das wiederum ist ein Indiz für Krebs.
Also was tun? Ich höre mich um in meinem Freundeskreis und spreche mit anderen Bekannten darüber. Die meisten trinken nicht auch Milch – manche mehr und manche weniger. Und dann gibt es auch einige, die Milch – Kuhmilch – generell nicht vertragen und auch Kuhmilchprodukte verzichten. Okay? Das ist ja auch interessant. Und es gibt auch diejenigen, die Kuhmilch eher durch Getreidemilch ersetzen, weil sie sich bewusst gegen Kuhmilch entscheiden – auch aus ethischen Gründen und gar nicht so sehr aus allergischen Gründen.
Wenn ich dann noch weiter denke und an asiatische Länder denke, die generell gar keine Kuhmilch trinken, dann wundere ich mich wieso wir es tun?
Fakten über Milch
Einige wichtige Aspekte über Milch, die ich bisher noch nicht kannte: es sind aktuell 65% aller Deutschen Laktose tolerant. Bei uns in der Kita wird neben Kuhmilch auch Laktosefreie Milch angeboten. Denn auch für Kinder wird so ein wichtiger Teil des Alltags erleichtert.
Der aktuelle Milchkonsum – also auch Frischmilcherzeugnisse – liegt bei 85 Kilogramm pro Person in Deutschland. Wenn man dann über die Zahl der Laktoseintoleranz vorher nachdenkt, wird klar, dass einige deutlich mehr Milch zu sich nehmen. Mit 70 Litern Milch pro Deutschem gelten wir klar als Weltspitzenverbraucher.
Spannend finde ich auch, dass die vielen tierischen Proteine in der Milch im Körper und im Blut zu einer Übersäuerung führen können. Diese kann der Körper natürlich sofort neutralisieren, doch dafür braucht er wieder Kalzium und nimmt dieses aus den Knochen. Dieser Kalziumverlust kann die Ursache für Osteoporose sein.
Doch Moment mal: ich habe sogar in der Schule gelernt, dass Milch als Grundnahrungsmittel gilt: Milch hilft beim Wachsen, ist gut für die Knochen, Zähne und macht stark. Milch enthält neben Kalzium auch viele Vitamine, Magnesium, Jod und Aminosäuren enthält, die unser Körper nicht selbst herstellen kann. Deshalb ist Milch auch nicht einfach nur ein Getränk, sondern aufgrund der hohen Nährstoffdichte (schon 100ml von 3,8% Milch haben 68 Kilokalorien) ein Grundnahrungsmittel. Bei uns in der Kita hängt auch so ein Poster auf dem Milch ganz unten in der Pyramide verzeichnet ist.
Milchgegner argumentieren auch damit, dass ein Kalziummangel nicht durch zu wenig Milch auftritt, sondern durch zu viel saure Lebensmittel (Cola, Kaffe, Alkohol, Fleisch, etc.)
Alternativen für Kalzium gibt es auch in pflanzlich. Grünes Blattgemüse, Brokkoli, Bohnen, Soja, Nüsse, Getreide enthalten nicht nur pflanzliches Eiweiß und können von unserem Körper aufgenommen werden, sondern decken den Bedarf an Kalzium.
Braucht der Mensch Milch?
Die Länder, in denen Milch kein Grundnahrungsmittel ist, zeigen klar: Der Mensch kann auch ohne Kuhmilch gesund leben. Die wichtigen Nährstoffe bekommen wir auch aus anderen Lebensmitteln.
Seit rund 7500 Jahren trinkt der Mensch Kuhmilch, eine neue Studie deutet sogar darauf hin, dass ein großer Teil der Mitteleuropäer erst deutlich später Kuhmilch vertragen hat. Die Fähigkeit Kuhmilch zu vertragen hat sich möglicherweise erst in den vergangenen 3200 Jahren weiträumig entwickelt.
Aber die Knochen!
Offenbar nicht. Lange wurde damit geworben, schließlich ist Milch ein guter Kalziumlieferant. Aber es gibt offenbar keinen Zusammenhang zwischen hohem Milchkonsum im Erwachsenenalter und starken Knochen. Stattdessen deuten einige Daten auf das Gegenteil hin: In Ländern, in denen traditionell wenig Milch getrunken wird, gibt es weitaus weniger Osteoporosefälle. Und einige wissenschaftliche Untersuchungen kommen sogar zu dem Schluss, dass Milch das Risiko für Knochenbrüche nicht senkt, sondern erhöht. Doch die Daten sind widersprüchlich – und die These umstritten.
So attestieren einige Studien einen Zusammenhang zwischen hohem Milchkonsum und einem erhöhten Knochenbruchrisiko – aber nur bei Frauen. Andere Studien finden hierfür keine Indizien. Auch eine umfangreiche Harvard-Studie an 43.000 Männernkonnte keine Hinweise auf verstärkte Brüche an Vorderarm oder Hüfte finden. Zu diesem Urteil kommt auch das Max-Rubner-Institut in seiner Stellungnahme.
Kalzium braucht einen Partner: Vitamin D
Mittlerweile weiß man auch, dass eine hohe Kalziumzufuhr allein noch nicht für starke Knochen sorgt. So kann Kalzium aus der Nahrung nur dann richtig verwertet werden, wenn gleichzeitig auch ausreichend Vitamin D (und Magnesium) zur Verfügung stehen. Demnach könnte man literweise Milch trinken und trotzdem schwache Knochen haben, wenn man sich nicht gleichzeitig auch ausreichend in der Sonne aufhält. Auch Bewegung scheint ein wichtiger Faktor zu sein – und könnte die Unterschiede zwischen Europäern und Asiaten erklären.
Technologie und Milch
Hast Du mal echte Milch frisch von der Kuh getrunken? Die ist natürlich schön warm und auch total fett. Ich habe das noch nie probiert und kann mir dennoch vorstellen, dass frische Kuhmilch nichts mehr mit der Milch zu tun hat, die wir dann im Laden kaufen – egal ob Frische Milch oder eben haltbare Kuhmilch. Die Technisierung hat und auch geholfen, dass wir Milch haltbar machen können.
Ja, Milch ist ein natürliches Produkt und dennoch bearbeiten wir es sehr. Homogenisierung, in Einzelteile zerlegen, Pasteurisieren, Wärmebehandlung und natürlich haltbar machen – das alles sind Schritte, die mit einer Kuhmilch passieren bevor wir sie im Laden kaufen können.
Um noch weiter auszuholen: auch Bio-Milch ist ein Start. Denn wer weiß schon genau, wie es einem Tier in Massenhaltung geht? Hier werden Kühe auch gleich als Turbokühe bezeichnet: sie geben bis zu 40 Litern Milch am Tag (normal wären etwa acht Liter). Um diese Leistung zu bringen, bekommen sie Kraftfutter, werden dauerschwanger gemacht und leiden daher auch öfter an Krankheiten wie zum Beispiel Euterentzündungen, die dann wiederum mit Antibiotika behandelt werden müssen. Und ja, zum Thema Antibiotika wissen wir auch, dass wir Menschen es eben auch mit aufnehmen. Eine Kuh könnte eigentlich 20 Jahre alt werden – die Turbokuh wird maximal fünf Jahre ist – danach geht es zum Schlachthof.
Doch Stop: was ist den so viel besser an Bio-Milch?
Naja, erstmal stammt Bio-Milch aus biologischer Landwirtschaft und ist damit gesünder als herkömmliche Milch. Ungefähr dreimal mehr Omega-3-Fettsäuren und mehr Vitamine – und deutlich weniger Schadstoffe – enthält die „grüne“ Milch. Doch auch diese Kühe auf dem Bio-Bauernhof müssen jährlich kalben und werden teilweise künstlich befruchtet, vom Kalb kurz nach der Geburt getrennt und enden am Ende ihres „grünen“ Lebens auch auf dem Schlachthof.
Was sind die Alternativen?
Generell ist Getreidemilch eine gute Alternative. Je nachdem welche Getreidemilch genommen wird, kann man aber auch Schaden anrichten. Daher immer mit Bedach wählen. Denn Milch – genau wie andere Lebensmittel – haben einen Weg hinter sich bis zu uns, den wir als Konsument ganz eindeutig anschauen sollten. Ist es da immer das beste komplett auf Milch zu verzichten?
Vielleicht liegt hier – wie bei vielen Dingen – das Augenmerk auf bewusstem Konsum.
Muss ich Milch aus meinem Kühlschrank verbannen?
Quellen: Zusammensetzung von Milch: https://www.lbs.co.il/data/attachment-files/2015/08/26529_milk.pdf
Wie stehst Du zum Thema Kuhmilch?
#SabinesSaturday
