Heute vor einem Jahr… Geburtsbericht


Nun ist es tatsächlich schon ein Jahr her..naja, mittlerweile schon genau 16 Monate. Und mein Sohn wird immer grösser – die Zeit rast, bald zieht er aus…

Aber erstmal der Reihe nach: ich schreibe hier mal die Geschichte über meine Geburt auf. Wieso? Nun ja, ich empfand alles rund um die Schwangerschaft und Geburt als Erstmama besonders und einzigartig und habe auch das Gefühl, wenn man etwas aufschreibt erinnert man sich besser. Und ich möchte mich gerne an diese besonderen 9 Monate in meinem Leben erinnern.

Es waren ja sogar noch mehr: 9 Monate und 7 Tage

Schwanger mit einem Wunder

Die ganze Schwangerschaft hindurch ging es mir super und ich habe jede einzelne Sekunde genossen – wir wollten uns ja auch überraschen lassen, ob es nun ein Junge oder ein Mädchen wird. Und auch die Geburt war ein sehr besonderes Erlebnis für mich.

Der errechnete Termin stand für den 2. Mai 2014 – ein tolles Datum, dachte ich mir, aber dem kleinen Powerfüsschen (so nannten wir unser Kind, da es besonders gern und viel im Bauch kickte) sagte ich immer wieder, dass es sich Zeit nehmen darf und kommen soll, wann es möchte. Bloss nicht stressen lassen. In der Schweiz ist es aktuell üblich die Säuglinge bereits nach 5 Tagen über dem Termin zu holen. Hier musste ich meine Frauenärztin noch überreden, denn auch ich und mein Bruder waren zu spät gekommen – so hatte es mir meine Mutter erzählt – damals noch 14 Tage zu spät. Für heutige Zeiten unvorstellbar.

Meine Frauenärztin war mit einer verspäteten Geburt einverstanden und so wurde gewartet. Naja, gewartet habe ich irgendwie nie, ich war nie aufgeregt und konnte es nicht mehr abwarten. Ich war einfach nur total entspannt – diese Schwangerschaftshormone sind wirklich toll – ich war megamonstersuper-entspannt.

Seit vier Wochen vor dem Termin ging ich einmal wöchentlich zur Akkupunktur – zur natürlichen Einleitung. Dies alles schon im Krankenhaus in dem ich auch entbinden sollte. Und dann am Donnerstag vor dem Termin (1. Mai) passierte nichts. Eine Woche später – am 8. Mai war die Hebamme schon ein wenig nervös und meinte, dass sie unbedingt mit der Frauenärztin sprechen müsse, damit das Kind doch noch geholt wird. Nun ja, dann soll sie das halt machen. Über die Hebamme erfuhr ich dann, dass in der Nacht von Samstag (10. Mai) auf den Sonntag (11. Mai) eingeleitet werden sollte.

Mit meinem Partner besprach ich dies – wir sind weiterhin grosse Verfechter davon, dem Kind Zeit zu geben – in jeder Hinsicht und auch jetzt, wo er schon 16 Monate alt ist.

Eine Geburt kann man nicht planen

So war es dann eher unromontisch – wir fuhren Samstagnacht gegen 23.35 Uhr von zu Hause los, um Punkt Mitternacht ins Krankenhaus einzuchecken. Geschlafen hatte ich gefühlt gar nicht – wahrscheinlich waren es lediglich zwei bis drei Stunden. Denn am Abend zuvor sind wir früh ins Bett, aber richtig schlafen konnte ich nicht. Morgen ist es da – wird es alles gut laufen für das kleine Powerfüsschen? solche und ähnliche Gedanken gingen mir im Kopf umher – und wer kann da schon schlafen?

Als wir im Krankenhaus ankamen, fing es richtig schön an zu schütten – die Nacht sollte weiterhin sehr verregnet bleiben. Zuerst wurde mir eine Nadel in den linken Arm oberhalb vom Handgelenk gelegt – oh Mann, tat das weh – ich weiss noch bis heute, wie sehr mir das wehtat.. rückblickend ein süsser Schmerz.

Diese Leitung wurde mir gelegt, falls ich später noch Schmerzmittel oder Wehenbeschleuniger brauchte. Mein Partner war relativ entspannt. Wir gingen dann in unser Zimmer – wir hatten uns für ein Familienzimmer entschieden. Dort wurde mir dann die berühmt-berüchtigte Magentablette vaginal eingeführt. Man hatte ja herausgefunden, dass diese vaginal eingeführt die Wehen auslöst. Der Herzschlag vom Kind wurde noch überprüft und ich sollte dann schlafen. Nach ca. 20 Minuten fühlte ich ein heftiges Ziehen und hörte mich selber stöhnen und bewusst atmen.

Oh Gott, geht’s doch so schnell los?

Nö, so ging es dann eine Weile weiter – und ich fand es auch cool. Ihr müsst wissen, ich mache seit über 6 Jahren schon Yoga und habe mich sehr auf das natürliche und freie Atmen während der Geburt gefreut. Wir riefen die Hebamme, damit sie mal gucken soll und sie band mir die beiden Sensoren für den Herzschlag und die Bewegungen vom Kind um den Bauch. So lief ich dann von 00.40 Uhr bis 04.20 umher – die Gedanken kreisten immer mehr um das Kind, aber vor allem war ich auf das Atmen konzentriert. Der Samson-Tanz (ja, der Samson aus der Sesamstrasse meine ich) nannte ich meinen Walk rauf und runter im Zimmer. Die Arme immer schön schwingend und dabei schön atmen. Zwischendurch auf dem Waschbecken im Bad abstützen und den Rücken entlasten und schön Atmen.

Alles lief gut – ich hatte viel Durst und die Wehen liefen gut. Der Muttermund war noch nicht so weit und öffnete sich nur langsam. Die Fruchtblase auch noch nicht geplatzt. Mir ging es super.

Eine Wehe nach der anderen überstehen

Nach dem Frühstück, dass aufs Zimmer kam – das war um 7.34 Uhr – fragten wir die Hebamme, ob wir nicht hinter in den Gebärsaal (so nennt man den Kreissaal in der Schweiz) kommen sollen. Sie nahm uns mit und schaute nach dem Muttermund – noch nicht mal 4 cm. Naja, dann nicht.

Sie fragte, wie es mir ging – super! Ich bin aufgeregt, sagte ich ihr, und freue mich auf die Geburt!

Dann machen wir doch mal einen Einlauf, dann rutscht das Baby vielleicht noch mehr runter und vielleicht platzt dann auch die Fruchtblase. Okay wieso nicht. Einlauf rein – ich fand es sogar angenehm und schön warm. Und alles schön lange drin behalten und erst rauslassen, wenn ich es nicht mehr halten kann. Sicher behielt ich es 8 Minuten drin – oder war es länger? Die Zeit hatte ich völlig vergessen und obwohl es Uhren gab, waren diese mir fremd und auch total egal.

Gegen circa 10 Uhr empfohl die Hebamme (es war mittlerweile schon eine neue Schicht und somit auch eine neue Hebamme) ein warmes Bad im Gebärbecken. Klar, wieso nicht, ich bade gerne. Das Bad war so schön warm und entspannend für mich und mein kleines Powerfüsschen, dass ich circa 45 Minuten eingeschlafen bin. Mein Partner streichelte mir den Kopf und ich schlief in der Wanne ein. Irgendwann wurde es ungemütlich und die Wehen nahmen wieder zu. Dann wollte ich raus und im Gebärsaal neben dem Gebärbecken sollten wir jetzt bleiben. Ich lief nur noch nackt rum – generell hatte ich noch nie ein Problem mit meinem Körper und während der Geburt erst recht nicht – viel atmen und dann kam Mittagessen. Meine Wehen wurden heftiger und meine Frauenärztin kam vorbei, um nach dem Muttermund zu schauen. Der war noch nicht viel weiter und die Fruchtblase war noch immer nicht geplatzt. Sie meinte, dass wir nach dem Mittagessen die Fruchtblase sprengen werden. Hört sich drastischer an als es ist – da piekst man nur in die Fruchtblase und das Wasser läuft ab. Ihr müsst wissen, ich hatte recht viel Wasser – bis zum Schluss meiner Schwangerschaft. Aus Witz sagten mein Partner und ich immer: meine Gebärmutter hatte einen Auftrag “ baue=““ eine=““ fruchtblase=““ mit=““ plazenta=““ und=““ ernähre=““ ein=““ baby“=““ das=““ hat=““ sie=““ bis=““ zum=““ ende=““ durchgezogen=““ nicht=““ schlappgemacht.

Meine Wehen waren schon sehr heftig, ich konnte kaum noch klar denken und essen erst recht nicht. Die Hebamme forderte mich immer auf etwas zu essen. Ich trank nur Wasser und Gatorade (vielleicht wird’s ja ein Sportlerbaby dachte ich). Die Hebamme sagte mir noch, dass die Wehen mit der Sprengung heftiger werden, da die Gebärmutter dann ziemlich schnell an Druck verliert und meine Gebärmutter war sowieso überdehnt, daher kam es anscheinend nicht zum natürlichen Platzen der Fruchtblase. Naja, noch heftiger – das geht schon, dachte ich.

Wann kommt das Baby?

Nach dem Mittag, es war circa 13.25 Uhr kam die Frauenärztin und sprengte die Fruchtblase. Mit einer Art Stricknadel – so sah es zumindest für mich aus. Sie piekste rein und es passierte nix, dann nochmal – mh. Wir warteten. Am Ende der Stricknadel war ein kleiner Wiederhaken, aber der schaffte es nicht. Krass, so fest war die Fruchtblase – ich fand es irgendwie spannend. Dann versuchte die Frauenärztin noch einmal die Fruchtblase aufzusprengen. Wieder mit der Stricknadel. Diesmal kam es raus – das Wasser war schön warm und mein kleines Powerfüsschen bewegt sich auf einmal auch heftig. Es liefen circa eineinhalb Liter raus, aber die Frauenärztin meinte, da ist noch mehr drin. Mit dem Finger ging die Hebamme vaginal zur Gebärmutter und öffnete den Muttermund ein wenig – es lief noch deutlich mehr raus. Insgesamt waren es sicher vier bis fünf Liter Fruchtwasser.

Die Wehen kamen schlagartig und waren sehr heftig. Denken konnte ich schon lange nicht mehr. Mein Körper war nur noch auf Grundfunktion: Atmen, Laufen, Trinken. Ich lief schon seit knapp vier Stunden nackt rum und war dennoch total verschwitzt – schweissgebadet trifft es besser. Mein Partner trocknete mich regelmässig ab. Die Wehen kamen nicht mehr, sie waren nur noch da.

Irgendwann stand ich in der Toilette im Gebärsaal an die Wand gelehnt und konnte nicht mehr. Die Hebamme und mein Partner beruhigten mich. Ich wollte ja keine PDA – ich wollte natürlich gebären und es lief doch alles so gut bisher, oder?

Dann lag ich wieder auf dem Gebärbett und ich brachte abgehackt zwischen den Wehen den Satz heraus was ich machen solle. Eine PDA, sagte sie. Oh nein, stöhnte ich. Was mir denn daran missfällt. Naja, ich wollte die Wehen nicht anhalten und auch hatte ich Angst, dass ein Nerv getroffen werden könnte. Sie erklärte mir, dass ich mich mal erholen müsse und mir die PDA dazu Zeit geben würde, da ich schon insgesamt seit 13 Stunden heftige Wehen hatte. Die Erholung sei auch notwendig, damit ich Presswehen noch gut mitmachen kann.

Nun ja, so war es dann.

Der Anästhesist kam und fragte: sie wollen also eine PDA (an die Frage kann ich mich nicht mal mehr erinnern – mein Partner erzählte mir dies später und auch er beantwortete die Frage vom Arzt mit einem JA). Dann den Rücken ganz rund machen – ich versuchte mich in eine Kugel zu verwandeln, damit es so rund wie möglich ist. Kurz darauf der kalte Stich und die PDA war gesetzt. Nach schon 2 Minuten war ich wie high. Die ganze Schwangerschaft gesund gegessen, getrunken und nie Alkohol oder sonstige Drogen und dann das. Diese PDA war wirklich etwas. Ich musste mich jedoch setzen, da mein linkes Bein eingeschlafen war. So verging die Zeit bis ca. 17.54 Uhr als bereits die dritte Schicht der Hebammen begonnen hatte und die neue Hebamme meinte, dass die Presswehen beginnen. Ich hatte noch vorher eine Bouillon getrunken – diese gab mir sehr viel Kraft. Die Hebamme hatte mir kurz vorher den Muttermund noch weiter um das Köpfchen von unserem Powerfüsschen gelegt und nun ging es los. Es gab noch Wehenverstärker.

Positiv Wehen empfangen

Jaaa, jaaa – ein freudiges Ja stöhnend sassen mein Partner und ich da und veratmeten die Presswehen. Wir wollten das Baby ja positiv empfangen. Valium auf Speed sagten mein Partner und ich immer. Dabei schauten wir immer auf den Wehenmesser und ich musste schmunzeln, dass die krassesten Wehen mit PDA überhaupt nicht spürbar waren. Wirklich voran ging es nicht. Irgendwann war wieder meine Frauenärztin im Zimmer und besprach etwas mit der Hebamme. Ich erinnere mich nur noch an einen Satz von der Hebamme: die Messer sind gewetzt. Okay, Powerfüsschen, sowas tun wir uns nicht an, wir haben es bis hierhin geschafft, jetzt kommst Du auch natürlich und nicht per Kaiserschnitt. Circa 40 Minuten später war die Frauenärztin wieder da und meinte nur ironisch: man muss ihnen beiden also immer erst drohen (sie meinte Powerfüsschen und mich). Daraufhin gab es dann noch eine höhere Dosis von Wehenverstärkern. Wir waren bei 10 und es wurde auf 100 gestellt.

Um 19.12 Uhr kam die Frauenärztin und schaute nach dem Muttermund und dem Köpfchen. Dann folgt die Saugglocke. Erst kam eine kleine mit Saugnapf, wie man ihn aus dem Bad kennt. Der ging nach einem Mal Ziehen aber ab. Daraufhin kam die richtige Saugglocke mit Metallsauger und einem Apparat an dem der Unterdruck aufgebaut wurde. Mein Partner meinte, dass es krass aussah: die Frauenärztin stemmte sich im Squat mit der Saugglocke vor mich, es war eine Art Metallkette, die ihren Griff mit dem Saugnapf verband und sie zog bei jeder Wehe.

Schon nach der ersten Wehe mit Saugglocke sagte ich: wie lange noch??? Naja, es dauerte noch. Irgendwann war es nur noch anstrengend. Um 22.54 Uhr war es dann so weit: der Kopf war draussen und wie ein Stück Lappen flutschte der Rest auch noch raus. Man legte mir das Kind mit einem Mützchen bedeckt auf die nackte Brust. Erleichterung oder Glücksgefühle – sowas liest man immer wieder. Keine Ahnung, wie sich das anfühlt. Ich war nur erschöpft. Ich fühlte mich jedoch auch komplett. Es war ein Junge – alles dran, alles gesund. Er lag auf mir und ich wollte sofort einschlafen. Zufrieden – ja, so zufrieden wie man sich fühlt, wenn man den ganzen Tag im Herbst draussen war und man dann abends schön einschläft. Und auch komplett – er war da, mein Partner auch – wir waren jetzt alle zusammen.

Endlich eine Familie

Es dauerte noch mit dem Happy Family Moment, die Plazenta kam auch noch raus. Ich musste noch genäht werden, da ich komplett bis zum After und in den Enddarm rein aufgerissen war. Um 1.10 Uhr war ich im Familienzimmer und schlief.

Am nächsten Morgen sagte ich zu meinem Partner: auf jeden Fall will ich noch ein Kind.

Die Geburt war für mich sehr intensiv. Intensiv von den Gefühlen, weil ich wirklich das Gefühl hatte mit dem Baby im Bauch ohne Worte zu kommunizieren. Wir waren auf einer Wellenlänge und er roch so wunderbar – so etwas Schönes habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gerochen.

Während ich die letzten Zeilen schreibe, kommen mir die Tränen. Stolz und vor allem unglaubliches Glück. Ich habe ein Kind in mir wachsen lassen und es liebevoll mit meinem Partner auf die Welt gebracht.

Will ich wieder eine PDA – keine Ahnung. Habe ich Angst vor der nächsten Geburt – nö, ich habe es auch gar nicht als schmerzhaft in Erinnerung. Nur beim Schreiben kommt es raus. Für die nächste Geburt nehme ich mir gar nichts vor. Nur, dass mein Partner wieder dabei sein kann und dass das Baby gesund rauskommt.

Mehr über meine erste Schwangerschaft kannst Du hier lesen.

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Geburt ganz natürlich

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