Ich kann das schon alleine!
Mama, nein – ich kann das schon!
So oder ähnlich geht es schon seit Wochen bei uns.
Die Zeit der Selbstständigkeit nimmt immer deutlichere Formen an und das ist auch gut so. Immer wieder beobachte ich, wie Junior auf einmal Dinge alleine macht, die er sonst nur mit Hilfe bewerkstelligen konnte. Für mich eine große Ehre dabei zu sein, denn ich freue mich, wenn ich diese Fortschritte sehe. Es gibt auch Momente, in denen ich mich wirklich zurückhalten muss, nicht loszulachen, weil es zu lustig oder süß aussieht, wie er es anstellt.
Nicht lachen!
Aber lachen sollte man ja auch nicht. Dass Kinder den Drang zur Selbstständigkeit immer wieder suchen und von den Eltern die passende Umgebung dazu brauchen, ist klar. Dass es jedoch auch viel Zeit bedarf ist häufiger ein Aneckpunkt. Wie oft beobachte ich Eltern im Supermarkt, auf der Straße oder bei uns im Haus, wie sie ihre Kinder dazu drängen, schneller zu sein. Voranzumachen. Nicht so lange zu brauchen.
Zum Glück habe ich das Privileg, dass ich zu Hause sein darf und somit genügend Zeit aufbringen kann und für alles genug Zeit habe. Natürlich ist es wichtig, dass die Kinder auch lernen, dass man nicht immer ewig Zeit hat. Dennoch glaube ich, dass dies nur in Maßen gilt. Denn die Hose anziehen, den Einkaufswagen hinter sich herziehen oder aufs Töpfchen gehen, braucht ganz einfach Zeit. Und diese Zeit möchte ich meinem Kind bieten.
Ich denke, dass es jetzt auch anders ist, als wenn ich schon mehrere Kinder hätte. Dennoch ist das auch das Privileg des Erstgeborenen.
Warum der ganze Druck?
Ich glaube der Druck kommt von alleine. Man will es gar nicht so. Hatte es sich vielleicht auch alles anders vorgestellt als man noch keine Kinder hatte, als man sogar schwanger war. Kaum ist das Kleine da, ändert sich alles. Für mich ist es auch so gewesen. Ich habe immer gedacht, wenn das Kind da ist, werde ich entspannt sein und mich nicht stressen lassen. Werden im Café ganz entspannt meinen Kaffee oder Chai trinken und wenn das Baby weint, werde ich stillen, windeln oder sonstwas. Aber nicht gehen.
Mh, „Fail“ würde ich mal sagen. Denn ich war in den ersten Monaten nach der Geburt die hibbeligste und unentspannteste Version meiner Selbst, die es geben kann. Wieso? Keine Ahnung!
Mittlerweile bin ich bei vielen Dingen entspannt und kann zum Beispiel gar nicht verstehen, wie sich Eltern stressen können, wenn das Kind noch nicht spricht, noch nicht läuft oder gar noch nicht allein auf das Töpfchen gehen kann.
Irgendwie bin ich bei diesen ganzen Themen eher entspannt geblieben. Für mich ist es eher so, dass das Weinen ein Problem ist. Es gibt da dieses klägliche, ganz fürchterliche Weinen. Ich weiß, dass soll mich als Mama auch besonders „nerven“ oder ansprechen, aber das kann ich bis heute nicht „unbeachtet“ lassen. Das Weinen, wenn es keine Schokolade gibt, beim Kochen nicht hochgenommen zu werden oder wenn irgendwie etwas „erzwungen“ werden soll, das lässt mich kalt. Das Weinen, wenn das Kind müde ist, ist mittlerweile auch kein Problem mehr.
Und ich glaube, diese Phasen oder Versionen des Weinens seines eigenen Kindes zu verstehen lernen, zu interpretieren können und auch nachvollziehen zu wollen, das dauert unterschiedlich lang. Einige haben das nach einem halben Jahr raus. Andere haben das „Problem“ gar nicht und wieder andere brauchen länger. Und ich glaube so entsteht auch der Druck. Den Druck, den man sich selbst macht. Den man sich wegen seinem Nachwuchs macht.
Kannst Du das schon alleine?
Manchmal frage ich sogar, was Junior schon kann. Vor allem seit er nun schon seit Februar in die Krippe geht und ich leider nicht mehr alles mitbekomme – da fallen mir diese Fragen förmlich aus dem Mund: „Kannst Du schon auf beiden Beinen springen?“.
Und Vieles kann er auch, will er auch oder sagt mir, dass er es schon kann.
Dennoch gibt es immer wieder Dinge oder eher Tätigkeiten, die er tun möchte und auch leider körperlich nicht in der Lage dazu ist. Andere sind zum Beispiel schneller beim Rennen, können die Türen schon öffnen und die Schlüssel schon kehren.
Beim Thema Töpfchen und Trockenwerden ist das genauso. In der Krippe fragte mich neulich eine Mama, ob unser Sohn schon auf das WC geht. Ja, vor dem Baden und wenn er will. Aber wirklich gesteuert ist das nicht, sagte ich nur.
Mind your own business
Und genau wie dieser Satz im Englischen stehe ich auch zum Thema WC. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Kinder auch Lernen müssen, den Schließmuskel bewusst zu betätigen und das kann eine ganz schöne Anstrengung sein. Ich erinnere mich nur an mein „Gefühl“ dazu kurz nach der Entbindung.
Für mich ist es schon verständlich, dass andere Mamas sich vergleichen wollen, aber ich kann leider nicht nachvollziehen, wieso man sich deshalb unter Druck setzt. Es gibt doch so viele Dinge, die Kinder tun, Eigenschaften, die sie haben können, die nicht sichtbar sind. Kognitive Fähigkeiten. Verständnisdinge, die einfach nicht sichtbar sind und daher auch nicht beurteilt werden können.
Ich wünsche mir, dass die Mamas sich gegenseitig einfach nicht so leicht unter Druck setzen. Denn es gibt auch diese Art Frau, die mit solch einer Frage in die Unsicherheit gestürzt wird und sich fragt, wieso ihr Kind noch nicht dies oder jenes kann.
Ich wünsche mir, dass Mamas sich gegenseitig mehr Verständnis entgegenbringen. Sei es zu dem Thema Stillen, Schlafen oder auch dem Thema Karriere.
Dann wäre, meiner Meinung nach, Vieles leichter und die Kinder generell entspannter. Denn die Kleinen merken als Allererste, wenn die Mama angespannt, genervt oder gestresst ist. Und das ist wirklich unnötig.
Liebe Bine,
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Herzlich,
Petra
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Liebe Petra,
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Liebe Grüsse,
Bine
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Das freut mich sehr! Herzlich, Petra
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