Wie viel Vorsorge und Untersuchungen braucht man in der Schwangerschaft wirklich?
Grad letzte Woche hatte ich mal wieder einen Termin beim Gynäkologen und diesmal stand auch das zweite CTG an. Denn ich befinde mich schon in der 33. Woche. Ein CTG hatte ich bei meiner ersten Schwangerschaft auch. Damals lebten wir noch in der Schweiz und die Vorsorgeuntersuchungen waren sicherlich ähnlich wie in Deutschland.
Dennoch fiel mir aufgrund einer Unterhaltung mit einer Freundin auf, dass bestimmte Dinge einfach nicht so oft gemacht werden – zum Beispiel das CTG.
Wie viel ist zu viel?
Nun stellt sich mir als allererstes die Frage: wie viel ist denn zu viel? Ich habe ein gesundes Kind zur Welt gebracht. In der Schweiz. Mit nur zwei CTGs in der Schwangerschaft. Ein CTG irgendwann zwischen 30. und 35. Woche und eines kurzes vor der Geburt.
In Deutschland jedoch beginnt ab der 30. Woche die zwei-wöchentliche CTG Untersuchung. Zwei-wöchentlich! Ist das nicht ein bisschen viel? Das sind ja fünfmal versus zweimal. Ich weiß gar nicht, ob ich zweimal zu wenig finde, aber alle zwei Wochen finde ich irgendwie auch ein bisschen viel.
Denn beim ersten Mal schon vor zwei Wochen hat es doch tatsächlich knappe drei Stunden gedauert. Ja, das hört sich viel an. Das hängt jedoch wieder mit dem Baby zusammen. Auch mein erster Sohn war sehr aktiv in der Gebärmutter beim CTG – irgendwie wollte er das nicht, fand es lustig oder wie die Arzthelferin meinte „will lieber auch draußen sein“. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Auf jeden Fall hat das Baby so rumgeackert, dass die Helferin quasi neben mir sitzen bleiben musste und die Sonde die ganze Zeit auf dem Bauch mitschieben musste.
Letzte Woche ging es dann zum Glück schneller…
Sorge vor und trage Sorge
Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft sind sehr wichtig und ich weiß auch, dass diese wirklich nur dem besten dienen. Dennoch bin ich, da ich nun zwei unterschiedliche Erfahrungen machen durfte auch etwas hin- und hergerissen. Denn wann ist eine Vorsorgeuntersuchung wirklich noch eine Untersuchung – und wann wird es eine Angstmache?
Ich habe leider oft das Gefühl, dass es in Deutschland viele ärztliche Untersuchungen gibt, die einfach zu viel sind. Oder war es eher zu wenig in der Schweiz? Ich meine, dort kommen auch gesunde Kinder auf die Welt. Klar, ist das Gesundheitssystem ein anderes und in Deutschland ist der Sozialstaat auch daran interessiert, dass einige Leistungen aus der Medizin auch für alle – und somit auch die gesetzlich Versicherten – eingehalten werden. Dies vor allem, weil man einen bestimmten Wissensstand hat, der auch mithilft, um Risiken vorzubeugen.
Kann zu viel Wissen auch verunsichern?
Ein eindeutiges Ja! Und jeder kennt den Satz: der Fluch des Wissens. Zu viel zu wissen, kann auch verunsichern. Vor allem ältere Generationen sind, zu recht, oft der Überzeugung, dass unsere Generation durch das endlose Wissen – oder besser gesagt die unendlichen Möglichkeiten des Wissens – auch ihr Bauchgefühl und ihre Intuition verlieren.
Ja, das glaube ich auch. Das kann passieren und passiert auch wirklich oft. Wir haben in unserem Freundeskreis aktuell überwiegend junge Familien mit einem Kind oder manchmal auch zwei. Bei den meisten stelle ich fest, dass ein bestimmtes Grundwissen über Erziehung, Ernährung und Vorbildfunktion für Kinder herrscht. Jedoch wissen sie nicht alles. Wir ja auch nicht. Andererseits fehlen oft die „einfachsten“ Infos. Hausmittelchen zu nutzen bei herkömmlichen und banalen Krankheiten wie einer Erkältung oder auch einem Fieber. Das weiß ich auch nicht immer alles. Dennoch bilde ich mir manchmal ein, dass ich ein besseres Gespür dafür habe, was mein Kind braucht.
Ja, klar: Einbildung ist ja auch eine Bildung. Und sicherlich denken andere Eltern das gleiche von sich in Bezug auf uns und unsere Erziehung.
Meiner Meinung hilft manchmal einfach weniger mehr. Weniger lesen, fragen oder suchen. Einfach mal lieber machen. Vor allem in Bezug auf Kinder. Jeder will ja nur das Beste für sein Kind, dennoch schadet es auch nicht öfter mal nur zu machen ohne zu viele Gedanken an die Hintergründe zu verlieren. Das macht sicher auch unsere Kinder zu selbstständigeren und weniger anhänglichen heranwachsenden Menschen.