Auch bei uns ist das Thema Schule aktueller denn je und wir sind immer wieder überrascht, was die Kinder bereits in der ersten Klasse lernen. Bereits seit einem halben Jahr ist Junior ein Schulkind.
Die Schule ist bei uns aktuell auf Distanzunterricht ausgelegt und grad heute hatten wir den ersten Tag mit Online-Unterricht. Wir wurden also per Computer zugeschaltet und konnten so auch miterleben, wie der Unterricht von der Ferne funktioniert.
Natürlich haben wir bereits im Dezember gemerkt, dass Schule von zu Hause viel schneller geht. Die gestellten Aufgaben und die Arbeitsblätter sind eindeutig viel schneller bearbeitet als in der ganzen Schulzeit.
„Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.“
Jean-Jacques Rousseau
Natürlich ist mir auch bewusst, dass die Schulzeit – also der Unterricht – eben nicht nur aus Lernen besteht, sondern, dass auch Kompetenzen vermittelt werden, die nicht durch Arbeitsblätter zu erarbeiten sind.
Also schreibe ich heute einfach über die Kompetenzen in der Schule.
Persönliche Kompetenzen in der Schule
In der Schule wird ein weiterer großer Schritt in Richtung Selbstständigkeit für die Kinder begonnen.
Das Selbstbewusstsein wird als einer der wichtigsten Pfeiler gefestigt und teilweise auch noch mehr ausgebaut: die Kinder gehen allein zur Schule und erleben den Grossteil des Tages allein und vor allem mit einer anderen Autoritätsperson.
Selbstbewusstsein in der Schule
Bereits im Kindergarten lernen die Kinder, was genau Selbstbewusstsein ist. Nicht als Definition und Erklärung, sondern durch die eigene Erfahrung.
Auch wenn das Kind in die Schule kommt, ist die Erfahrung alleine in die Schule zu gehen sicherlich die offensichtlichste, wenn es darum geht, dass die Eltern das Selbstbewusstsein wahrnehmen. Im Schulalltag gibt es etliche Momente, die vor allem für das Kind erreichbar und auch sichtbar werden. Dazu gehört ganz klar der eigene Lernerfolg und wahrlich allein vor der Gruppe zu lernen.
Mit dem Schulbeginn kommt ganz klar viel mehr Fokus von der Lehrerin (oder dem Lehrer) und zusätzlich von zu Hause. Bei diesem Fokus steht vor allem die Wertschätzung im Vordergrund, denn unnötiger Druck und Erwartungen können eher schädlich sein.
Kinder brauchen Kinder – das brauche ich hier sicher nicht zu erwähnen – denn durch das Miteinander in der Schule und die Interaktion lernen Kinder, dass sie ein Selbstbewusstsein haben.
Die eigenen Stärken sind bei jedem Kind anders ausgeprägt und in der Schule wird immer noch darauf geachtet, dass alle Kinder die gleiche Stufe erreichen. Während einige Kinder schon schreiben und lesen können, sind andere eher stärker darin das Gruppengefühl wahrzunehmen und zu vermitteln. Und egal, wie wir es finden, dass in der Schule auf diese manchmal irreführende Gleichheit geachtet wird, sind eben auch das die Momente, die ein Kind braucht, um zu verstehen, wie es in die Gruppe passt.
Die eigene Rolle in der Gruppe ist dabei genauso wichtig, wie das Wissen und die Lernerfolge. Und so sehr einige Eltern das sicher nicht hören wollen: Kinder im Schulalter lieben es sich zu vergleichen. Da gehört Schulwissen ganz klar zur Messlatte mit dazu.
Selbstwirksamkeit in der Schule
Bereits im Kindergarten lernen Kinder, dass sie sich selbst in den Mittelpunkt stellen dürfen, aber auch zurücknehmen sollen. Dies wird im Morgenkreis im Kindergarten gelebt – in der Schule findet dies meist in der Begrüssung am Schultagesbeginn statt. So lernen die Kinder auch über den Tag, wie sich selbst in die Gruppe einbringen können und so eben auch neue Herausforderungen anzunehmen.
Vor der ganzen Gruppe etwas vorzutragen ist in der Schule sehr wichtig, denn die Mitarbeit wird durch die Lehrerin (oder den Lehrer) aktiv gefordert und daher ist es wichtig keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Mutig sein ist für Kinder auch vor der ganze Klasse eine Antwort zu geben, die eventuell nicht richtig sein könnte. Gelebte Selbstwirksamkeit.
Resilienz in der Schule
Nach einer Niederlage den Kopf nicht hängen zu lasse, fällt Kindern viel leichter als uns Erwachsenen. Wir sind in unserer Welt schon sehr ge- und manchmal eben auch befangen. Kinder hingegen können in der Schule durch die Bewertung der Lehrerin (oder des Lehrers) auch wahrnehmen, was es bedeutet Fehler zu machen.
Diese zu korrigieren und beim wöchentlichen Diktat besser abschneiden zu wollen, können Schulkinder von sich allein heraus.
Die freie und offene Gestaltung beim täglichen Unterricht konnte ich tatsächlich heute mit erleben, da wir die digitale Version von Unterricht mit unserem ersten Online Tag verbracht haben. Die Kinder haben eine klare Struktur, was sie lernen werden, jedoch ist es ein Angebot, das frei gestaltet wird. Ist jemand mit einer Aufgabe fertig, darf er oder sie hinten im Raum spielen. Sie lernen sich selbst einzuschätzen und bekommen die Möglichkeit sich immer wieder zu probieren – vor allem beim Schreiben lernen kann man das genau beobachten.
Proaktivität in der Schule
Die eigene Fähigkeit etwas selbst zu erledigen, können Schulkinder ganz klar: Zähne putzen und bei der Hausarbeit von allein mithelfen sind da nur die Gipfel des Eisbergs. In der Schule wird auch das eigenständige Pflegen der Hefte, Bücher und Stifte gefördert und die Kinder sehen, wie sie selbst Initiativen ergreifen können: zum Beispiel beim Pflegen von Pflanzen im Schulraum.
Dankbarkeit in der Schule
Für Kinder in der Grundschule ist die Klasse ein neuer Zusammenhalt. Es gibt eine große Gruppe an Kindern – meist um die 20 Kinder – und alle lernen in der Klasse einen Verband und Zusammenhalt aufzubauen.
Gemeinsam können die Kinder lernen, spielen und sich eben auch streiten. Viele Dinge erleben sie gemeinsam und lernen auch, dass die Gruppe wichtig ist – unabhängig von Freundschaft.
Dankbarkeit und Wertschätzung wird daher gelebt – jeden Tag im Klassenverband und in der Nachmittagsbetreuung.
Soziale Kompetenzen
Die sicherlich wichtigsten Kompetenzen, die auf keinen Fall unterschätzt werden sollten, sind die sozialen Kompetenzen. Schulkinder müssen miteinander auskommen – auch oft, obwohl sie es nicht wollen. Die Gruppe – oder der Klassenverband – sind maßgeblich für die Entwicklung. Da steht die Wissensvermittlung – vor allem in der ersten Klasse – eher an zweiter Stelle.
Wie gehen wir mit anderen Menschen um? Was lernen wir im Zusammenleben mit anderen Menschen? Dies und viele andere Aspekte der sozialen Kompetenzen werden in der Schule ausgebaut und vertieft.
Empathie in der Schule
Viele Kinder sind in der Grundschule einerseits überfordert von den Anforderungen an sie in. Bezug auf Wissen und andererseits überreizt von den Interaktionen mit den anderen Kindern in der Klasse. Das Miteinander zu lernen, steht daher sehr weit oben als Meilenstein, der sich in der Schulzeit vertieft.
Bereits im Kindergarten wurde der Grundstein der Sozialkompetenzen – Empathie – vertieft. In der Schule wird das Mitfühlen und „Nachvollziehen“ von Gefühlen gefestigt. Kinder lernen, was es bedeutet ausgegrenzt zu werden – entweder durch ihre eigene Erfahrung, oder durch das beobachten von anderen Mitschülern in dieser Situation.
Kommunikation in der Schule
Die Kommunikation in der Schule ist diesmal nicht nur zwischen den Kindern entscheidend, sondern auch in Bezug auf die Lehrerin – oder den Lehrer.
Kommunikation funktioniert nicht nur über Worte, sondern noch auch über die Mimik und Gestik. Aber auch das Zuhören gehört zur Kommunikation und ist spätestens ab dem Eintritt in die Schule ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation.
Die eigenen Bedürfnisse müssen die Kinder nun auch lernen zurückzustellen – der Unmut darüber ist an dieser Stelle auch nicht selten bemerkbar. Die Klasse lernt zum Beispiel einen neuen Buchstaben und dann kann nicht gespielt werden.
Teamfähigkeit in der Schule
Das Team und die Gruppe sind in der Schule sehr wichtig für jedes einzelne Kind. Die Gruppe kann gemeinsam an Wettbewerben teilnehmen und gewinnen oder eben auch gemeinsame Erfahrungen teilen.
Verantwortung in der Schule
Die Hefte sauber halten, die Stifte angespitzt lassen und auch pünktlich zur Schule kommen. Verantwortung übernehmen funktioniert nicht nur für sich selbst und die eigenen Sachen, sondern auch für die Gruppe. Ein Klassenrat ist sicher einer der ersten Momente, in dem die Schulkinder merken, dass es Zeit wird Verantwortung zu übernehmen.
Konsequenzen wie Noten sind da nur der Gipfel des Eisbergs, denn Verantwortung betrifft auch das pünktliche Erscheinen im Klassenraum nach der Pause.
Nachhaltigkeit in der Schule
In der Schule gibt es sicher einige Möglichkeiten sich auch mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander zu setzen. Die Wahl der Stifte, des Papiers und auch des Schulranzens können die Eltern sicher noch ganz klar selbst mit beeinflussen.
BILD!!!
Problemlösung in der Schule
Problemlösung findet ja bei Kindern andauernd statt – sie lernen die Welt einfach noch völlig frei kennen. Besonders im Kindergarten wird da viel geprägt. Doch auch in der Schule ist das Thema Problemlösung wichtig und omnipräsent.
Folgende Bereiche von Problemlösung sind dabei stützend in der Schule:
Durchhaltevermögen/Ausdauer in der Schule
Durchhalten – ja, in der Schule lernt man das ja schon ab Tag eins. Angefangen beim
Im Kindergarten muss es daher ein sicheres Umfeld geben, das den Kindern erlaubt, sich auszuprobieren und neue Dinge zu testen. Bestimmte Spiele eignen sich auch, um das Durchhaltevermögen immer mehr zu steigern.
Kritisches Denken in der Schule
Kinder können sehr gut hinterfragen und regen uns Erwachsene eher an, die Dinge nicht so hinzunehmen wie sie sind. Kritisches Denken beginnt genau bei diesen Fragen. Was weiß ich und wozu kann ich diese Information noch gebrauchen?
Kinder lernen in einem Kindergarten das kritische Denken vor allem durch das Reflektieren von Informationen und Erlebnissen. So werden auch bestimmte Streitsituationen in der Gruppe diskutiert und alle Kinder können die jeweiligen Standpunkte abwägen und für die Gruppe lernen, wie es sich nächstes Mal anders machen lässt.
Auch neue Vorschläge sollten immer in Bezug auf die Förderung des kritischen Denkens begrüsst werden.
Kreativität in der Schule
Kreativität bezieht sich nicht nur auf bunte Bilder und schöne Bastelarbeiten. Kreativität in Bezug auf die Kompetenz Problemlösung bedarf eben vor allem den vorher angesprochenen neuen Vorschlägen. Innovationen und auch Ausprobieren von möglichen neuen Herangehensweisen helfen dabei die Kreativität zu fördern.
Digitalkompetenz in der Schule
Digitalkompentenz und Schule!!! Da müssen einfach mindestens eintausend Ausrufezeichen hin. Aktueller denn je ist dieses Thema rund um die digitale Schule und ich fasse – hoffentlich möglichst neutral – zusammen: es ist ein Prozess.
Verständnis für die digitale Welt und neue Technologien sowie ihre Anwendung.
- Digitale Technologien gezielt und zeitlich begrenzt einsetzen
- Sinnvolles Verknüpfen von Offline- und Online-Tools
Hallo Bine, der ausführliche Artikel ist wirklich gut gelungen 🙂 Übrigens mache ich gerade die gegenteilige Entdeckung zu Hause, dass mein Kind (7 Jahre) wesentlich langsamer voran kommt als in der Schule. Am Freitag saß sie beispielsweise 3 Stunden an einer Seite im Übungsheft (allein) und hätte eigentlich 6 Seiten machen müssen. Plus andere Aufgaben … Ich denke, einigen Kindern fällt es wirklich schwer, sich zu Hause auf die Aufgaben zu konzentrieren und ohne Lehrerin und Klassengemeinschaft diszipliniert zu arbeiten.
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Ja, Du sagst es. Es ist nicht nur vom Kind abhängig, sondern auch ganz klar Tagesformabhängig. Für uns Eltern bleibt es einfach eine Zerreißprobe. Denn Freunde und auch die Autoritätsperson in Form der Lehrerin/Lehrer sind eben doch etwas anderes, als dieses zu Hause lernen.
In der Klassengemeinschaft benehmen sich die Kinder auch nochmal eventuell anders als zu Hause und haben eine andere Rolle.
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Ja genau, das kommt auch noch dazu. Selbst wenn sich Eltern Zeit nehmen und daneben sitzen, heißt es nicht, dass es mit den Aufgaben besser klappt. Das Setting ist trotzdem ein anderes als in der Schule.
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