Globi sagt nein!
Im dritten Lebensjahr wird das Leben nicht nur für die Eltern zu Herausforderung – wer hat noch nicht von den Terrible Twos gehört?
Vor allem im Englischsprachigen Raum bezeichnet man das dritte Lebensjahr bei Kindern als „Terrible Twos“. Da die Kinder in diesem Alter generell oft Trotzanfälle habe, sich den Eltern widersetzen oder einfach auch mal völlig grundlos (zumindest für die Erwachsenen) durchdrehen und sich auf den Boden schmeißen und weinen.
Ich persönlich finde den Begriff Terrible Twos ganz schlimm. Denn die Kinder sind nie Terrible – sie wachsen doch nur heran und verändern sich selbst so viel. Die Prozess im Gehirn, die Einstellung zum Leben, ja die ganze Welt um sie herum verändert sich andauernd. Das Leben wird auch für die Kinder zu einer Herausforderung – nicht nur für die Eltern.
Der Abnabelungsprozess beginnt mit der Trennung der Nabelschnur und nimmt über die Jahre seinen Lauf. Irgendwann fangen die Kleinen an zu Laufen, zu Reden und ich sehe Junior schon morgen ausziehen. Ja, so ist das. Und es ist auch gut so. Wir Eltern können unseren Kindern nur beistehen und ihnen helfen gut in der Welt anzukommen. Im dritten Lebensjahr beginnt noch ein weitere großer Abnabelungsschritt bei den Kindern – die nabeln sich emotional mehr und mehr von den Eltern ab. Denn nun merken sie, dass sie auch selbst ein anderes Gefühl zu Dingen haben, als wir das als Eltern tun. Und die emotionale Abnabelung verunsichert sie auch selbst.
Oft merke ich es auch bei meinem Sohn – er will schon so viel allein machen und dann auf der anderen Seite ist er völlig verunsichert. Ich deute das immer als Schreck über die Selbstständigkeit und gleichzeitig die Angst alleine zu sein. Er will seinen Willen am besten immer durchsetzen – ein typisches Merkmal für alle Kinder in diesem Alter – und stößt leider auch öfter auf Widerwillen. Sei es durch mich als Mama oder den Papa oder andere Kinder in der Krippe, die sein Vorhaben nicht zulassen.
Ich bin ein großer Fan des Buches „Babyjahre“ von Remo Largo. Und er weist auch darauf hin, dass Ende des vierten Lebensjahres ein großer Schritt für die Kleinen ansteht – sie können sich in andere Menschen hineinversetzen. Manchmal können sie das sicher auch schon früher und ich bin mir sicher, dass auch schon ab und an bei meinem Sohn bemerkt zu haben. Dennoch fehlt die komplette Fähigkeit noch und der Eigensinn und die Selbstständigkeit oder das selbstständig sein wollen überwiegen. Also bleibt es ein spannender Weg bis zur kompletten Empathie.
Muss es immer eine Strafe sein?
Nein, ganz klar. Eine Strafe muss nicht sein. Es ist eindeutig ein Miteinander und ein Zusammensein. Das Leben in der Familie ist für uns alle neu, denn vorher waren wir nur zu zweit, jetzt schon zu dritt. Da muss die Konstellation für alle passen. Und ich glaube auch daran, dass mein Sohn unsere Regeln besser versteht oder zumindest auch befolgt, wenn wir ihm mehr Freiraum geben. Hört sich erstmal komisch an. Ist aber so.
Ein kleines Beispiel:
Abends wird bei uns regelmäßig gebadet. Da wir natürlich meist nach dem Essen baden, weiß unser Sohn, dass er dazwischen noch spielen darf. Manchmal bleibt jedoch keine Zeit und wir „pushen“ ihn förmlich, damit er endlich ins Bad kommt und wir baden gehen können. Das funktioniert dann meist sehr schlecht.
Sobald wir jedoch einen größeren Freiraum lassen, funktioniert das mit dem Baden besser – und er flitzt sogar alleine rüber, um das Wasser anmachen zu wollen.
Wie wir das machen? Ganz einfach. Nach dem Essen sagen wir ihm, dass wir erst Abräumen, dann noch Spielen und er dann rüber gehen kann ins Bad, um sich aufs Baden vorzubereiten. Er darf also allein seinen Teller in die Küche tragen und auch mit einem Putzlappen helfen den Tisch abzuwischen. Das macht er natürlich in seinem Tempo und nicht immer perfekt. Aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass er die Freiheit hat es selbst zu machen. Alleine. Alleine und ohne Mama oder Papa, die erklären, wie der Teller getragen wird oder der Lappen gehalten wird.
Was heißt Vertrauen?
Vertrauen schenken ist wichtig, damit die Kinder merken, dass sie dazu gehören. Und Vertrauen heißt auch Verantwortung. Verantwortungen alleine zu tragen macht stolz, denn wie schön freut sich unser Kleiner, wenn er den Teller alleine abgeräumt hat.
Oft heißt Vertrauen im echten Leben auch Zeit. Zeit lassen, Zeit nehmen und Zeit geben. Denn sobald ich unseren Sohn mit in die Entscheidungen und Abläufe einbinde, so länger dauert es manchmal. Klar, möchte er gerne aus der Krippe abgeholt werden, aber zuerst muss noch ein bisschen im Sandkasten gebuddelt werden. Das lässt sich ja einrichten. Ich habe doch Zeit.
Es gilt also die Balance zwischen Zeitlassen und Regeln (oder auch Grenzen) fein auszuloten. Und ja, das klappt auch nicht immer. Dann ist es so. Auch nicht schlimm. Einfach weiter machen. Das ist meine Devise. Nicht immer hat man den Dreh raus. Einen schlechten Tag oder einfach keine Zeit – dann müssen sich alle fügen. Aber Zeit füreinander und beieinander zu sein, bleibt das wichtigste. Ich glaube fest daran, dass man sich mit seinem Kind auch wohlwollend verstehen kann. Nicht alles ist böse gemeint – um genau zu sein, sogar nichts.
Irgendwo habe ich mal aufgeschnappt, dass Kinder (vor allem Kleinkinder) nicht provozieren, sondern, dass man das einfach „kindlich“ nennt. Das Kind weiß es nicht besser und das ist das Naturell des Kindes.
Auch wenn mein Sohn schon des Öfteren Mal böse war und geweint hat wegen einem Spielzeug, was er nicht bekommen hat oder einem Schokoriegel, den ich (als echte Rabenmutter ;)) nicht gekauft habe, konnte ich ihm nicht böse sein. Ich stehe ihm dann bei. Und so komisch es sich anhört: Körperkontakt funktioniert dann am besten. Er sträubt sich zwar immer, dennoch gebe ich ihm zu verstehen, dass ich seine Gefühlsausbrüche verstehe. Kinder durchleben ihre Gefühle ja auch noch viel intensiver und direkter als wir Erwachsene. Sie lernen erst mit der Zeit, wie sie ihre Gefühle besser unter Kontrolle haben oder besser gesagt nicht mehr so stark von ihnen übermannt werden.
Wir reden auch nach dem Gefühlsausbruch darüber. Klar, er ist erst zwei Jahre alt, ich bin mir da aber sicher, dass es ihm auch hilft die Gefühle zu beschreiben und auch zu akzeptieren. So wie sie sind.
Singen hilft…
Und oft haben wir auch schon das Lied gesungen: Wenn Du glücklich bist, dann klatsche in die Hand. Wenn Du traurig bist, dann stampfe mit dem Fuß. In diesem Lied werden die Gefühle auch eingeordnet. Und wenn ich manchmal sauer bin, dann hilft mir stampfen auch immer 😉
Welche Tricks hast Du für ein liebevolles Zusammenleben?
Ich freue mich auf einen Kommentar von Dir.