Oder warum Inklusion auch ohne Behindertenausweis wichtig ist.
Generell habe ich hier auf dem Blog politische Statements gemieden. Irgendwie. Zumindest dachte ich das.
Nun war ich vor knapp zwei Monaten auf der Blogfamilia in Berlin – eine Bloggerkonferenz für Familienblogger, Elternblogger. Dort wurde auch gesagt, dass jeder Blog politisch ist – Elternblogs erst recht.
Eine Stellung und eine Meinung zu beziehen und diese kundzutun – das ist auch politisch – und ich glaube auch, dass ich bereits mehr und mehr zu dem Thema „wie es bei uns läuft“ geschrieben habe. Vor allem letztens musste es dann aber mal raus: warum ich zu unserem Familienmodell stehe.
Was sagt die Stadt dazu?
Nun vergehen die Tage, Wochen und Monate und ich merke immer mehr, dass mich das Thema Kindergarten nicht loslässt. Auf Instagram habe ich dazu bereits meinen Frust und meine Genervtheit abgelassen. Zwischenzeitlich musste ich auch mal Abstand gewinnen und habe auch über die Auszeit für mich auf dem Blog berichtet. Nun habe ich sogar von vielen anderen Mamas aus unserer Kita erfahren, dass sie sich auch eine Auszeit genommen haben. Vorweg muss ich natürlich nehmen, dass Junior den Kindergarten liebt: er geht unheimlich gerne hin und hat Freude daran.
Das zu differenzieren ist wirklich wichtig für mich – denn das macht auch sehr viel aus: es wurmt mich nur bis zum Einschlafen und nicht mitten in der Nacht. Dieser dicke Wurm auf jeden Fall – als Wurm bezeichne ich jetzt mal die allgemeine Situation an Krippen und Kindergärten in ganz Deutschland – ist jedoch auch sehr stark und ich lerne ihn auch immer besser kennen.
Inklusion – was heißt das?
Inklusion heißt für mich Akzeptanz von unterschiedlichen Lebensmodellen, von Unterstützung für jeden, der einen Kindergarten- oder Krippenplatz benötigt. Ich glaube nicht, dass pauschal gesagt werden kann, dass es einen Kindergartenplatz für Kinder ab drei Jahren kostenfrei geben sollte. Darunter leidet einfach nur die Qualität. Da müssen die Arbeitgeber mehr in die Mangel genommen werden und Unterstützung leisten, wenn der Arbeitnehmer – meist ja die Frau – zurück in den Beruf kehren möchte, darf oder muss. Egal wie, ist es alles noch nicht ganz gelöst und ich denke auch, dass wir die Situation nicht so schnell lösen werden.
Ich wünsche mir für meine Tochter, dass sie in einer Welt aufwächst, die sie ehrlich aufnimmt und ihr auch erlaubt ehrlich und direkt zu sein. Ich glaube, dass man nicht zurückhalten sollte mit seinen Wünschen: sei es der Familienplanung oder den Karrierezielen.
Work-Life-Balance und der Stolz wieder arbeiten gehen – als Mutter – ist meiner Meinung nach nichts Feministisches. Wer sich in einer Männerwelt behaupten will und eigentlich nur die „Männerregeln“ adaptiert, der hat überhaupt nichts geschafft.
Seine eigenen Regel aufbauen und dafür kämpfen. Zeigen, dass es auch ohne Nachlass geht. Viele Mütter in unserer direkten Umgebung empfinden es als total „empowered“ wieder arbeiten zu gehen: das Kind jedoch ist dafür einfach nur von 7 bis 17 in der Kita. Da finde ich total daneben. Dann soll doch der Mann einfach auch mal seinem Arbeitgeber zeigen, dass es so nicht geht, dass er auch eine Familie hat. Das macht dann wirklich einen Unterschied.
Bei uns im Kindergarten spiegelt sich die Gesellschaft sehr schön wieder: es gibt Familien, die wirklich jeden Cent brauchen und bei denen die Mütter dennoch zu Hause sind und es gibt die Familien, bei denen es wirklich genug Cents zu Hause hat, aber die Kinder dennoch ganztags betreut werden, weil beide Eltern arbeiten gehen (angeblich wollen). Ein bestimmter Standard ist natürlich immer schön und man gewöhnt sich auch an „Luxus“. Doch braucht man diesen?
Arbeiten für Glück oder Luxus?
Wer nur arbeiten geht, um Geld nach Hause zu bringen, obwohl es bereits genug Geld zu Hause hat, der macht das falsch. Ganz klar! Wer arbeiten geht, weil ihm oder ihr die Arbeit etwas gibt, das einen als Person aufblühen lässt, wachsen lässt und glücklich macht, der macht es richtig. Grad letztens habe ich eine hitzige Diskussion auf Facebook gelesen. In dieser Diskussion ging es darum, dass eine Mutter von zwei Kindern gerne weiter beruflich wachsen möchte. Sie war hin und her gerissen, denn ihre zweijährigen Kinder müssten dann länger in die Betreuung, damit sie ganztags arbeiten kann und sich entfalten kann.
Während dieser Diskussion schrieben viele andere Mütter, wie so solche Situationen lösen und ob sie es bereuen, dass die Kinder in der Betreuung sind oder ob sie doch eher zurückgesteckt habe. Und dann – recht am Ende der Diskussion – schrieb eine andere Frau, dass doch auch die Väter helfen könnten. Helfen in Bezug auf: weniger arbeiten oder ein andere Arbeitsmodell wählen. Ja, das ist immer so leicht gesagt und ich will auch gar nicht darauf hinaus, dass Männer Hausmänner werden müssen, sondern ich möchte auf Kommunikation mit Miteinander raus.
Für mich war die Diskussion sehr bezeichnend für die heutige feministische Bewegung: Frauen wollen arbeiten, stecken die Kinder in die Ganztagsbetreuung, stemmen den Haushalt, etc. Aber all diese Frauen sind nicht alleinerziehend. All diese Frauen haben einen Partner – und ich hoffe einen auf Augenhöhe. Mit dem sie reden können. Es ist nichts feministisches daran, wenn Kinder immer nur sehen, dass Mama alles macht. Auch Väter gehören zum Alltag dazu. Egal ob beide arbeiten gehen, oder nur einer. Egal ob es um den Haushalt, die Kinderbetreuung oder generell Dinge im Familienleben geht.
Miteinander reden ist das wichtigste und schönste, was einer Familie passieren kann. Zusammensein und miteinander sein ist mehr Wert als eine Frau, die alles allein stemmt. Das zeigt Kindern nicht, dass die Mama aufgeschlossen und modern ist, sondern nur, dass die Mama sowieso alles macht. Wieso kann (oder vielleicht auch darf) Papa nicht mal was machen?
Und schlussendlich stellt sich auch die Frage: muss man arbeiten, um Geld zu verdienen oder um glücklich zu sein. Ich behaupte mal für die meisten Menschen, die bei uns auf der Insel leben, gilt ersteres. Sie wollen mehr Geld. Mehr Geld, um sich ihren Lebensstandard leisten zu können – und das ist doch traurig, oder?
Sollten sie nicht arbeiten gehen, weil es sie bereichert?
Ich wünsche meiner Tochter, dass sie (wenn sie später einen Partner finden möchte) auf Augenhöhe kommunizieren kann. Ihre Wünsche und Bedürfnisse richtig sieht und nicht aus gesellschaftlichem Druck heraus handelt.
Für mehr Liebe, mehr Ehrlichkeit und mehr Zusammen statt gegeneinander. Wir leben es vor. Wir tragen es in uns und nach außen.
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